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Pflichtstart im Blick: Bürgerdialog der Grünen zur elektronischen Patientenakte

14. Oktober 2025
Bürgerdialog zur ePA in der Kofferfabrik Fürth: Chancen, Datenschutz und Vertrauen im Fokus.Bürgerdialog zur ePA in der Kofferfabrik Fürth: Chancen, Datenschutz und Vertrauen im Fokus.

Die grüne Bundestagsabgeordnete Rebecca Lenhard will am 20. Oktober 2025 ab 19 Uhr in Fürth mit Bürgern über die elektronische Patientenakte (ePA) sprechen. Veranstaltungsort ist die Kofferfabrik (Lange Straße 81).

Seit Mitte Januar 2025 wurde die ePA bundesweit automatisch für alle gesetzlich Versicherten angelegt, sofern kein Widerspruch erfolgt ist. Dieses sogenannte Opt-out-Verfahren wurde durch das Digital-Gesetz eingeführt. Versicherte, die keine elektronische Patientenakte wünschen, können der Einrichtung jederzeit widersprechen – sowohl vorab als auch nachträglich. Seit dem 1. Oktober 2025 sind Ärzte, Psychotherapeuten, Krankenhäuser und Apotheken verpflichtet, medizinische Dokumente wie Befunde und Arztbriefe in die Akte einzustellen, sofern der Patient nicht widersprochen hat.

Die Veranstaltung in Fürth ist Teil von Lenhards «ePA-Tour». Sie will darüber informieren, welche Chancen die digitale Akte bietet – etwa eine bessere Koordination der Versorgung und einen schnelleren Zugriff auf medizinische Daten – und zugleich Sorgen rund um Datenschutz, Missbrauchsrisiken und technische Hürden aufgreifen. «Digitale Gesundheitsangebote können den Alltag erleichtern – aber nur, wenn Vertrauen entsteht», sagt Annette von Heissen, Sprecherin der Grünen Fürth. Johannes Newald ergänzt: Datenschutz und digitale Innovation müssten Hand in Hand gehen, wenn die ePA Akzeptanz finden solle.

Die rechtlichen Rahmenbedingungen sehen vor, dass Ärzte nur die Daten in die Akte eintragen dürfen, die im Rahmen einer aktuellen Behandlung elektronisch vorliegen und für den Patienten relevant sind. Versicherte behalten die volle Datenhoheit: Sie können Dokumente löschen, Zugriffe beschränken und auch nachträglich widersprechen. Zudem dürfen sie festlegen, welche Praxen, Kliniken oder Apotheken Einblick in ihre Akte erhalten und wie lange dieser Zugriff bestehen bleibt.

Trotz des politischen Willens zur Digitalisierung ist der Übergang in der Praxis nicht reibungslos. Nach aktuellen Berichten sind noch immer zahlreiche Praxen technisch nicht vollständig bereit. Fehlende Updates, komplexe Schnittstellen und Unsicherheiten im Umgang mit sensiblen Daten führen zu Verzögerungen. Der Hausärzteverband spricht von einem «technischen Kraftakt», den viele Praxen bis zum Pflichtstart nur schwer bewältigen könnten. Kritiker monieren, der tatsächliche Nutzen der ePA bleibe bislang hinter den Erwartungen zurück, solange zentrale Funktionen und flächendeckende Akzeptanz noch ausstehen.

In Fürth dürfte die Veranstaltung daher mehr als eine reine Informationsrunde werden. Vielmehr steht sie für die Suche nach einem Gleichgewicht zwischen digitalem Fortschritt und Vertrauen in die Datensicherheit.