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Vom Traum zum Trendmagazin: Wie eine Fürtherin mit «Sinchens» Stricken neu denkt

16. Oktober 2025 ,
Alexandra Opel (mitte) mit ihrem Sinchens-Team. Foto: SinchensAlexandra Opel (mitte) mit ihrem Sinchens-Team. Foto: Sinchens

Mit ihrem Atelier in der Fürther Innenstadt hat sich Alexandra Opel ihren Kindheitstraum erfüllt – und das Stricken in der Kleeblattstadt neu belebt. Ihr «Sinchens Atelier» ist längst mehr als ein Wollladen: ein Ort zum Wohlfühlen, zum Entdecken und zum Austausch. Jetzt geht Opel den nächsten Schritt – mit einem eigenen Strickmagazin in Kooperation mit Lana Grossa – einer der führenden europäischen Hersteller und Anbieter von hochwertigen Handstrickgarnen -, das in der Branche neue Maßstäbe setzen soll.

«Ich wollte einen Ort schaffen, an dem man sich wohlfühlt», sagt Opel im Gespräch mit Fürth Aktuell. «Wir pflegen einen sehr familiären Umgang mit unseren Kunden, denn das Hobby Stricken verbindet uns alle.» Das Atelier, mitten in der Fürther Fußgängerzone in der Hallstraße 6, überrascht durch seine wandelbare Gestaltung: «Im Atelier gibt es immer wieder Neues zu entdecken – ein Ort, der inspiriert, überrascht und verzaubert. Mit unserem Pop-up-Konzept bieten wir unserer Kundschaft weit mehr als das Erlebnis eines klassischen Wollladens.»

Das allererste Sinchens-Magazin ist nun erhältlich. Foto: Sinchens

Der Raum wird regelmäßig neu gestaltet, erklärt die Inhaberin. «Das Konzept lebt von Veränderung. Jeder Besuch soll sich wie eine frische Entdeckungsreise anfühlen.» Im Mittelpunkt stünden jedoch die eigenen Strickdesigns, die sie gemeinsam mit ihrem kleinen Team entwickelt – das «kreative Herzstück» des Ateliers.

Opel, die ursprünglich Jura studierte und erst später zu ihrer Leidenschaft zurückfand, sieht Stricken als bewusstes Gegenstück zur Schnelllebigkeit des Alltags. «Stricken ist nicht so schwer, wie es auf den ersten Blick scheint», sagt sie. In Workshops und auf Instagram vermittelt sie einfache, professionelle Techniken, die Lust auf eigene Projekte machen sollen.

Ein zentrales Prinzip ihrer Arbeit ist die Idee der Slow Fashion. «Ein selbst gestricktes Kleidungsstück aus unserem Atelier sieht nicht nach ‚selbstgemacht‘, aber auch nicht nach Massenware aus dem Kaufhaus aus», so Opel. «Es steht für Mode, die mit Genuss, Gefühl und Liebe entsteht – jedes Stück ein Unikat.»

Mit ihrem neuen Magazin «Sinchens», das in enger Zusammenarbeit mit dem Traditionsunternehmen Lana Grossa entstanden ist, will Opel zeigen, dass Stricken modern, hochwertig und inspirierend sein kann. «Sympathie, Vertrauen und gemeinsame Ziele bilden die Grundlage unserer Zusammenarbeit», erklärt sie. «Lana Grossa ist für uns weit mehr als nur ein Garnhersteller – es ist ein Partner, der unsere Philosophie teilt.»

Das 90-seitige Heft, das im deutschsprachigen Raum im Fachhandel erhältlich ist, verfolgt ein neuartiges Konzept. Statt fester Anleitungen präsentiert es zwei Modelle – einen Pullover und eine Jacke – in zehn unterschiedlichen Maschenproben. So kann jeder das eigene Garn und die persönliche Strickweise einbeziehen.

«Stricken ist individuell», betont Opel. «Das Gestrickte fällt mal fester, mal lockerer aus als in der Anleitung vorgesehen. Unser Ansatz dreht den Spieß um: Statt sich an die Anleitung anzupassen, findet jeder die Anleitung zur eigenen Strickweise.» Das Ziel sei mehr Freude und weniger Frust beim Stricken.

Stricken ist längst kein Nischenthema mehr. Für Opel ist es «eine kreative Auszeit, die entschleunigt, inspiriert und überall möglich ist – ob zu Hause auf dem Sofa, im Café oder sogar im Kino». Die Beschäftigung mit Wolle sei für viele ein wertvoller Ausgleich. «Es fördert Achtsamkeit, stärkt die mentale Gesundheit und lässt uns etwas mit den eigenen Händen erschaffen. Das Ergebnis ist nicht nur ein Kleidungsstück, sondern ein Stück Selbstwirksamkeit, Stolz und Zufriedenheit.»

Auch technisch entwickelt sich das Handwerk weiter. «Anstatt in einzelnen Teilen zu arbeiten und alles mühsam zusammenzunähen, wird heute von oben nach unten in einem Stück gestrickt», erklärt sie. Diese Methode ermögliche eine perfekte Passform und mache das Stricken zugleich einfacher und professioneller.

Bei den Materialien setzt Opel bewusst auf Nachhaltigkeit. «Reine Naturfasern und hochwertige Garne wie Kaschmir oder feines Alpaka werden immer gefragter – und das zu Recht», sagt sie. «Die Natur schenkt uns auf der Haut ein unvergleichlich wohliges Gefühl. Ein Kleidungsstück aus reiner Naturfaser ist Genuss in jeder Masche – und beim Tragen ein stiller, täglicher Luxus, den man sich sanft um die Schultern legt.»

Die positive Resonanz auf das Magazin hat die Fürther Unternehmerin bestärkt. Eine zweite Ausgabe ist geplant, doch sie will nichts überstürzen. «Das Stricken hat mich Geduld gelehrt», sagt Opel. «Nicht alles muss sofort entstehen. Manche Ideen brauchen Zeit, um zu reifen – genau wie ein gutes Strickprojekt. Letztlich kommt alles zur richtigen Zeit – so wie die schönste Masche immer dann entsteht, wenn man sie in Ruhe strickt.»