Nach einem tragischen medizinischen Notfall auf einem Sportplatz in Oberasbach haben engagierte Bürger jetzt den Verein «Herzschock» gegründet. Initiator ist der Unternehmer und ehrenamtliche Rettungssanitäter Jürgen Pappler, der den Vorsitz des neuen Vereins übernimmt. Ziel ist es, die Überlebenschancen bei Herz-Kreislauf-Stillständen zu erhöhen – durch jederzeit erreichbare Defibrillatoren, ein klares Wegweisungssystem und eine breite Ersthelferausbildung.
Auslöser war ein Vorfall am 16. Februar dieses Jahres im Hans-Reif-Sportzentrum Oberasbach bei einem Freundschaftsspiel zwischen zwei Nürnberger Fußballclubs. Ein 51-jähriger Torwart bricht kurz nach Spielbeginn zusammen. Ein Mitspieler aus Gebersdorf, der wenige Wochen zuvor einen Reanimationskurs absolviert hatte, beginnt sofort mit der Herz-Lungen-Wiederbelebung. Doch ein Defibrillator ist in diesem Moment nicht verfügbar. Zwar befindet sich ein sogenannter automatisierter externer Defibrillator (AED) in der nahegelegenen Jahnturnhalle, doch das Gebäude war an diesem Sonntag verschlossen. Der Zugang blieb somit verwehrt.
«Das bringt nichts, wenn Geräte zwar existieren, aber niemand sie erreichen kann», sagt Pappler im Gespräch mit Fürth Aktuell. Das Ereignis in Oberasbach nahm ihn und sein Umfeld nachhaltig mit. «Es hat uns betroffen gemacht, dass ein Leben verloren ging, obwohl Hilfe so nah war.»
Wie aus Angaben der Leitstelle Nürnberg hervorgeht, traf der Rettungsdienst an diesem Tag erst nach ungefähr 20 Minuten ein. An diesem Tag habe es ein erhöhtes Einsatzaufkommen gegeben. Der Torwart wurde ins Klinikum Fürth gebracht, wo er kurz darauf verstarb.
«Beim Herzstillstand zählt jede Minute», betont Pappler. Je länger Kammerflimmern andauere, desto schwieriger werde die Rettung. Zudem beginne das Gehirn nach wenigen Minuten ohne Sauerstoffversorgung dauerhaft geschädigt zu werden. Es gibt zwar in Oberasbach bereits einige AED-Geräte. Diese sind laut Pappler aber nicht rund um die Uhr zugänglich. So könne das AED-Gerät im Rathaus nur während der Öffnungszeiten der Verwaltung erreicht werden, und auch ein Defi an einer Oberasbacher Schule sei lediglich dann nutzbar, wenn der Schulbetrieb läuft oder wenn der Hausmeister vor Ort ist.
Pappler entwickelte daraufhin die Idee, öffentlich und jederzeit zugängliche Defibrillatoren überall in Oberasbach zu installieren, wo sich regelmäßig Menschen aufhalten. Aus dem Projekt wurde am Wochenende ein Verein – mit Pappler als Vorsitzenden. Zwölf Gründungsmitglieder aus Feuerwehr, Rettungsdienst und weiteren Berufsgruppen unterstützen das Vorhaben bereits.
Der Verein setzt auf drei Schwerpunkte: Erstens sollen mehr AED-Geräte angebracht und durch beheizte Außengehäuse jederzeit einsatzbereit sein. Pro Standort seien rund 4000 Euro für Anschaffung, Elektroinstallation und Wartung zu veranschlagen, so Pappler. Als bevorzugte Standorte für neue Defibrillatoren nennt er markante Orte im Oberasbacher Stadtgebiet: die Feuerwehrgerätehäuser in den Ortsteilen, das Hans-Reif-Sportzentrum, die Grund- und Mittelschule sowie das Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium, das Rathaus und zudem stärker frequentierte Punkte wie Tankstellen.
Zweitens ist eine deutliche Beschilderung vorgesehen, damit im Ernstfall auch Ortsfremde ohne digitale Hilfsmittel den nächsten Defibrillator finden. Bislang fehlen solche Wegweiser im Stadtgebiet vollständig.
Drittens sollen möglichst viele Bürger befähigt werden, im Notfall sofort Hilfe zu leisten. Seit Juni bietet «Herzschock» jeden Sonntag kostenlose Reanimationstrainings im Mehrzweckraum des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums an. Dabei wird die Herz-Lungen-Wiederbelebung bei Erwachsenen, aber auch für Kinder und Babys geübt. Interessierte können sich per E-Mail an juergen.pappler@herzschock.de anmelden. Auch wer den Verein unterstützen will, kann an diese Adresse schreiben.
Reanimation müsse zur Selbstverständlichkeit werden. «Wenn viele Menschen ausgebildet sind, ist statistisch immer jemand in der Nähe, der im Notfall sofort reagieren kann», sagt Pappler. Eine Scheu vor falschen Handgriffen dürfe es dabei nicht geben. Wer gar nicht eingreife, riskiere auf jeden Fall schwere Folgen für den Betroffenen.
Unterstützung für das Vorhaben gibt es bereits. Laut Pappler haben sich erste Firmen aus seinem beruflichen Netzwerk gemeldet, die eine Zusammenarbeit in Aussicht gestellt haben, sobald der Verein offiziell eingetragen ist und Spendenbescheinigungen ausstellen darf. Auch die Gründungsmitglieder selbst wollen im persönlichen Umfeld für das Projekt werben und weitere Mitstreiter einbinden. Gespräche mit größeren Unternehmen, darunter auch ein Münchner Konzern aus der Automobilbranche, laufen bereits. Bald soll auch ein Spendenkonto zur Verfügung stehen.
«Herzschock» will bestehende Initiativen wie die AG Notfallmedizin Fürth oder die Kampagne «Fürth schockt» nicht ersetzen, sondern ergänzen. Vernetzung sei sinnvoll, betont Pappler. Aktuell arbeitet der Verein am Aufbau einer eigenen Internetpräsenz und einer App.
Das Ziel bleibt klar: eine lückenlose Rettungskette – und damit mehr Menschen, die nach einem plötzlichen Herzstillstand überleben.
11.6°C | Überwiegend bewölkt 
