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Mut statt Rückzug: Seukendorferin plant eigenes Schul- und Vereinsbad – die Swimmerfirst Academy

15. Oktober 2025 ,
Ann Emmrich-Böhm plant ein eigenes Schwimmbad in Seukendorf. Im Hintergrund das geschlossene Langenzenner Bad. Fotos: PrivatAnn Emmrich-Böhm plant ein eigenes Schwimmbad in Seukendorf. Im Hintergrund das geschlossene Langenzenner Bad. Fotos: Privat

In einer Zeit, in der vielerorts Schwimmbäder schließen und Kommunen über steigende Energiekosten klagen, wagt Ann Emmrich-Böhm das Gegenteil: Die 45-jährige Seukendorferin plant als private Investorin den Bau eines neuen Schul- und Vereinsbades neben der Sporthalle des SV Seukendorf. Während viele Städte froh wären, kein Bad mehr unterhalten zu müssen, will sie mit ihrer «Swimmerfirst Academy» eine Lücke schließen, die sich nach und nach im Landkreis Fürth auftut.

«Von unseren vier Landkreisbädern ist Langenzenn bereits geschlossen», erklärt Emmrich-Böhm im Gespräch mit Fürth Aktuell. So entstand die Idee, ein kompaktes Bad für Schulen und Vereine sowie ihre eigene Schwimmschule zu errichten – kein Spaßbad, sondern ein funktionales Lehr- und Bewegungszentrum.

Die Planung steht: Ein 20 x 8 Meter großes Hauptbecken mit bis zu zwei Metern Tiefe sowie ein kleineres Wärme- und Therapiebecken für Senioren, Babys und Menschen mit Behinderung sind vorgesehen. «Wir bauen ein Schul- und Vereinsbad, kein öffentliches Bad», betont sie. «Meine eigenen Kurse werden dort nur einen kleinen Anteil ausmachen.»

Das Projekt soll auf einer Fläche von rund 1000 Quadratmetern entstehen, direkt neben der bestehenden Sporthalle. «Der Standort ist ideal», sagt Emmrich-Böhm. «Die Busse, die heute schon für den Schulsport halten, können künftig auch fürs Schwimmen anfahren. Niemand wird im Ortskern belastet.»

Auch in finanzieller Hinsicht ist das Vorhaben bemerkenswert. Das Investitionsvolumen liegt im siebenstelligen Bereich, getragen durch Eigenmittel, Bankfinanzierung und mögliche Fördergelder. Unterstützung erhält die Initiatorin von der Fürther Steuerkanzlei Hübner & Hübner, die Business-Plan und Finanzierung begleitet. Noch ausstehend ist die endgültige Zusage der Banken. «Wir haben eigentlich alles fertig – die Pläne stehen, der Architekt ist bereit», sagt sie. «Jetzt warten wir nur noch auf das Go der Bank.»

Und die Energiekosten? Technisch setzt Emmrich-Böhm auf eine besonders energieeffiziente Bauweise: Das Bad soll an die Biogasanlage in Horbach angeschlossen und zusätzlich mit Photovoltaik ausgestattet werden. «Wir bauen klein, kompakt und energetisch», erklärt sie. «Wir haben keine riesigen Umkleidebereiche, keine überdimensionierten Flächen. Das ist ein Bad für das, was wirklich gebraucht wird – Unterricht und Bewegung.»

Unterstützung erhält sie auch aus dem Landratsamt. Landrat Bernd Obst stellte nach ihren Worten in Aussicht, dass der Landkreis das Bad künftig für Schwimmunterricht der Schulen anmieten könnte.
Emmrich-Böhm, die hauptberuflich im öffentlichen Dienst tätig ist, gründete ihre Schwimmschule «Swimmerfirst» 2021. Der Zuspruch sei enorm gewesen. Heute betreut sie wöchentlich rund 80 Kinder, könnte aber doppelt so viele aufnehmen. «Ich bin überzeugt, jedes Kind hat ein Anrecht auf betreuten Schwimmunterricht», sagt sie. «Viele Eltern können sich Schwimmkurse nicht leisten oder haben keine Zeit – und die Schulen haben weder Kapazitäten noch Lehrkräfte.»

Kooperationen sind ebenfalls geplant. Mit der Hebammenpraxis «Wunderwerk Cadolzburg» möchte sie weiterhin Babyschwimmkurse anbieten. «Die Praxis vermittelt mir viele Eltern, wir arbeiten eng zusammen», berichtet sie.

Trotz der Herausforderungen bleibt Emmrich-Böhm optimistisch. «Wenn der Staat nichts mehr leisten kann, müssen private Initiativen einspringen», sagt sie.