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Rebhuhn und Zauneidechse bremsen Norma-Erweiterung in Fürth – zwischen Naturschutz und Wachstum

31. Januar 2025 , ,
Rebhühner und Zauneidechsen sind streng geschützte Arten, die nun für Verzögerungen bei der geplanten Norma-Erweiterung in Fürth sorgen. Stadt und Naturschutzverbände suchen nach Lösungen.Rebhühner und Zauneidechsen sind streng geschützte Arten, die nun für Verzögerungen bei der geplanten Norma-Erweiterung in Fürth sorgen. Stadt und Naturschutzverbände suchen nach Lösungen.

Im Fürther Gewerbegebiet Hardhöhe West trifft wirtschaftlicher Fortschritt aktuell auf Naturschutz. Der Discounter Norma plant eine 20-Millionen-Euro-Erweiterung seines Logistikzentrums, die allerdings durch das Vorkommen streng geschützter Arten jetzt ins Stocken geraten ist. Laut artenschutzrechtlicher Prüfung leben auf dem Baugelände Rebhühner und Zauneidechsen – Arten, die in der Region einst häufig vorkamen, mittlerweile aber stark dezimiert sind.

Während die Stadt Fürth in enger Zusammenarbeit mit Norma an einer Lösung arbeitet, um geeignete Ausgleichsflächen zu finden, betont der BUND Naturschutz (BN) die Notwendigkeit, diese empfindlichen Lebensräume zu erhalten.

Die Stadt setzt auf eine pragmatische Lösung

Nach Angaben der Stadt begleitet das Wirtschaftsreferat die Expansion von Norma von Beginn an und unterstützt aktiv die Suche nach Ausgleichsflächen. Eine Lösung sei in Arbeit, könne aber noch nicht konkret benannt werden, teilte die Stadt auf Anfrage von „Fürth Aktuell“ mit. Es müssen nämlich verschiedene Kriterien erfüllt sein:

  • Für die Zauneidechse ist eine 1:1-Kompensation erforderlich. Das bedeutet, dass die neue Fläche in Größe und Qualität dem bisherigen Lebensraum entsprechen muss. Geeignete Maßnahmen sind beispielsweise Steinschüttungen, Totholz, Sandflächen und insektenreiche Grünstrukturen.
  • Für das Rebhuhn werden in der Regel landwirtschaftliche Flächen als Ersatzhabitat genutzt. Dazu gehören Ackerrandstreifen, Brachflächen oder eine angepasste Bewirtschaftung der Felder.

Das Wirtschaftsreferat und das Amts für Umwelt, Ordnung und Verbraucherschutz weisen darauf hin, dass diese Maßnahmen vor dem Eingriff wirksam sein müssen. Im Falle der Zauneidechse müssten im Frühjahr Ersatzhabitate geschaffen werden, bevor die Tiere während ihrer Mobilitätsphase im Sommer umgesiedelt werden können. Für das Rebhuhn sind rechtzeitige landwirtschaftliche Anpassungen notwendig, um Störungen in der Brutzeit zu vermeiden.

BUND Naturschutz: „Erhaltung der Lebensräume ist vorrangig“

Der BUND Naturschutz zeigt sich skeptisch gegenüber der Vorstellung, dass Ausgleichsflächen automatisch eine gleichwertige Alternative bieten. In einer Stellungnahme an unsere Redaktion hebt der Umweltverband hervor, dass solche Flächen nur dann funktionieren, wenn sie fachgerecht betreut und langfristig gepflegt werden. Eine Gewerbebebauung sei für das Rebhuhn als Vogel der offenen Landschaft kaum zu kompensieren, betont Reinhard Scheuerlein, Vorsitzender der Kreisgruppe Fürth-Stadt des Bundes Naturschutz.

Kritisch sieht er auch die Aussage von Wirtschaftsreferent Horst Müller, der Gelder für Kiebitz-Ausgleichsflächen als „zum Fenster hinausgeworfen“ bezeichnet habe. Die Naturschützer verweisen darauf, dass sich auf einer solchen Fläche am Bucher Landgraben inzwischen ein wertvolles Biotop entwickelt habe. Allerdings seien freilaufende Hunde dort ein Problem, da Kiebitze als Bodenbrüter besonders empfindlich auf Störungen reagieren.

Ein langfristiger Lösungsansatz sei der Aufbau eines Biotopverbunds, der größere Lebensräume miteinander verbinde und so die Artenvielfalt schütze. Dazu seien jedoch ausreichend Flächen notwendig.

Fortschritte beim Artenschutz

Trotz der Herausforderungen gibt es positive Entwicklungen: Im vergangenen Jahr konnten auf einer bestehenden Ausgleichsfläche Kiebitze und Jungvögel gesichtet werden. Zudem wurden dort Wasserbüffel zur Landschaftspflege eingesetzt. „Aber klar ist, dass es für eine erfolgreiche Entwicklung als Kiebitz-Habitat ein aktives Management dieser Flächen und die entsprechenden Ressourcen dafür braucht. Dieses Thema habe ich mehrfach im Naturschutzbeirat der Stadt Fürth angesprochen“, erläutert Reinhard Scheuerlein.

Der BUND Naturschutz erwartet, dass die Stadt Fürth als Mitglied im Bündnis „Kommunen für Biologische Vielfalt“ weiterhin aktiv Verantwortung übernimmt. Die Stadt selbst zeigt sich unterdessen zuversichtlich, zeitnah eine geeignete Lösung für das Bauprojekt und den Artenschutz zu finden.

Eine Anfrage unserer Redaktion bei Norma blieb bis heute unbeantwortet.