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„Den Schuh muss ich mir anziehen“: Oberasbachs Bürgermeisterin informiert über dramatische Haushaltslage – Stadt stellt Stundungsantrag

27. Juni 2025
Die Jahnturnhalle war in Oberasbach sehr gut besucht. Die Bürger wollten wissen, wie schlimm es um die Finanzen der Stadt steht. Foto: TK-Bilder/Thomas KleinDie Jahnturnhalle war in Oberasbach sehr gut besucht. Die Bürger wollten wissen, wie schlimm es um die Finanzen der Stadt steht. Foto: TK-Bilder/Thomas Klein

In der Jahnturnhalle von Oberasbach ging es am 26. Juni 2025 nicht um Sport, sondern um Zahlen – und um die Zukunft der Stadt. Bürgermeisterin Birgit Huber hatte zur Bürgerinformationsveranstaltung geladen, um die massiven Finanzprobleme der Stadt offen zu erläutern. Die Resonanz: groß. Die Stimmung: angespannt.

Liquiditätsengpass: Die Stadt Oberasbach hat beim Landkreis einen Antrag auf Stundung der Kreisumlage gestellt. Symbolbild: Fürth Aktuell

Oberasbach steht vor einer Haushaltslücke von rund zehn Millionen Euro im Jahr 2025. Die Stadt gibt derzeit deutlich mehr aus, als sie einnimmt – bei 38 Millionen Euro Einnahmen stehen 48,2 Millionen Euro Ausgaben gegenüber. Gründe dafür sind laut Huber unter anderem die deutlich gestiegene Kreisumlage, rückläufige Schlüsselzuweisungen und eine strukturelle Unterfinanzierung, wie sie viele Kommunen aktuell beklagen.

Hinzu kam eine einmalige sehr hohe Gewerbesteuereinnahme in Höhe von rund zehn Millionen Euro im Jahr 2023, die für das Folgejahr paradoxerweise negative Effekte mit sich brachte: Weil die Stadt dadurch statistisch als besonders finanzstark galt, wurde ihre Kreisumlage massiv erhöht, während gleichzeitig weniger Unterstützung vom Freistaat in Form von Schlüsselzuweisungen floss.

Als Reaktion auf den drohenden Liquiditätsengpass stellte die Stadt Oberasbach nun einen offiziellen Antrag an den Landkreis Fürth, die im September fällige Rate der Kreisumlage in Höhe von 1.332.893,17 Euro zinslos stunden zu dürfen. Die Kreisverwaltung zeigt sich grundsätzlich kompromissbereit, lehnt jedoch eine vollständige Zinsfreiheit ab. Statt der gesetzlich üblichen sechs Prozent schlägt die Verwaltung einen reduzierten Zinssatz von drei Prozent vor. Entscheiden muss der Kreisausschuss darüber am 30. Juni 2025.

Bürgermeisterin Birgit Huber und die Stadtverwaltung informierten die Bürger. Foto: TK-Bilder/Thomas Klein

In der Veranstaltung versuchten Bürgermeisterin Huber und ihre Verwaltungsspitze, die Komplexität der kommunalen Haushaltsplanung verständlich zu machen – etwa durch den Vergleich mit einer Familie, die sich zu viel leistet, oder einer geerbten Summe, die ein bereits vorhandenes Haushaltsloch stopfen soll. Vieles sei schlicht nicht vorhersehbar gewesen, so Huber, etwa die massive Erhöhung der Kreisumlage oder die stark gefallenen Zuweisungen des Freistaats.

Zahlreiche Bürgerinnen und Bürger meldeten sich im Anschluss zu Wort, teils kritisch, teils ratlos. Die Forderungen reichten von mehr Transparenz bis zur Frage, warum nicht längst grundlegende Einsparmaßnahmen eingeleitet worden seien. Auf die Frage, warum die Stadtverwaltung die finanzielle Schieflage nicht früher klar und deutlich gemacht hat, sagte Bürgermeisterin Birgit Huber sinngemäß: „Den Schuh muss ich mir anziehen“ und „Ich hätte viel früher energischer warnen müssen“.

Die Stadt hat inzwischen bereits drastische Schritte eingeleitet: eine sofortige Haushaltssperre, Rückstellungen von Infrastrukturmaßnahmen, Streichungen bei freiwilligen Leistungen wie Kulturveranstaltungen und Sportförderung. Selbst Geburtstagsbriefe werden jetzt per Fahrrad zugestellt – ein kleines Symbol für die große Sparrunde.

Doch wie geht es weiter? Für die kommenden Jahre kündigte Huber einen strikten Konsolidierungskurs an. Neben weiteren Einsparungen werden auch Steuererhöhungen – etwa bei der Grundsteuer – diskutiert. Der Gewerbesteuer‑Hebesatz wurde bereits von 350 auf 400 erhöht, was bei den Firmen in Oberasbach zu Mehrbelastungen führt.