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Gigantischer Umzug startet bald in Cadolzburg: Sägewerk Hofmann macht zwei Hektar Ortskern frei

10. September 2025 ,
Sägewerk zieht um – Cadolzburg gewinnt Raum für ein neues Quartier.Sägewerk zieht um – Cadolzburg gewinnt Raum für ein neues Quartier. Foto: Roland Beck

Laut rattern die Sägemaschinen, es riecht nach frischem Holz, direkt an den gelagerten Holzstämmen grenzen Dutzende Mehrfamilienhäuser. Mitten in Cadolzburg gibt es ein zwei Hektar großes Sägewerk. Doch nicht mehr lange: Der Betrieb wird ab Anfang 2026 umziehen. Es ist ein gigantisches städtebauliches Projekt. Wenn alles optimal läuft, könnte Ende 2027, Anfang 2028 die Produktion des Sägewerks Hofmann im neuen Gewerbegebiet „Schwadermühle West” bereits beginnen. Die Firmenchefs gaben am Mittwoch bei einem Besuch von Landrat Bernd Obst und der Ersten Bürgermeisterin Sarah Höfler zusammen mit der Regionalinitiative „Gutes aus dem Fürther Land“ Details zu dem Megaprojekt bekannt.

Besuch von Landrat und Erster Bürgermeisterin zusammen mit der Regionalinitiative „Gutes aus dem Fürther Land“ im Sägewerk Hofmann. Foto: Roland Beck

Alles begann vor 105 Jahren: Das Sägewerk Hofmann nahm an der Kraftsteiner Straße seinen Betrieb auf. In den darauffolgenden Jahrzehnten wuchs das Werk Stück für Stück. Aber auch die Marktgemeinde wuchs in der Einwohnerzahl, sodass rund um das Sägewerk Wohnungen entstanden. Einige Mehrfamilienhäuser sind so nahe am Werk, dass man vom Balkon aus fast mit der Hand an die gelagerten Baumstämme langen könnte.

Felix Dietrich, der heute in vierter Generation zusammen mit seinem Vater Walter das Unternehmen leitet, betonte, dass am jetzigen Standort keinerlei Expansion mehr möglich sei. Auch die Technik muss hier und da erneuert werden. Der Umzug ist deshalb für gleich zwei Seiten ein Gewinn: Das Unternehmen kann expandieren und bleibt als Gewerbesteuerzahler in Cadolzburg, die Marktgemeinde wiederum bekommt ein zwei Hektar großes Filetstück in bester Lage zur Ortsentwicklung.

Das Sägewerk beschäftigt aktuell gut 30 Mitarbeiter, verarbeitet Nadelholz wie Fichte, Lärche und Kiefer vollständig abfallfrei und liefert vom einzelnen Brett bis zur ganzen Lkw-Ladung – unter anderem auch an Hersteller hochwertiger Instrumente wie Steinway-Flügel. Aus anderen Hölzern werden Leitern oder hölzerne Aufgusskübel für Saunen. In wirtschaftlicher Hinsicht profitierte das Unternehmen zuletzt unter anderem von Aufträgen im Zuge von Hotelneubauten in Südtirol, wo qualitativ hochwertiges Holz gefragt war.

Ein Arbeiter der Firma Hofmann schneidet Holz zu. Foto: Roland Beck

Der bevorstehende Umzug des Sägewerks steht auf vertraglich gesichertem Grund: Bereits im Mai 2024 wurde ein Tauschvertrag mit dem Markt Cadolzburg unterzeichnet, der Umzugsbeihilfen im Rahmen der Städtebauförderung sichert – unter der Bedingung, dass der Neubau im Gewerbegebiet innerhalb von fünf bis sieben Jahren realisiert und der Betrieb dort mindestens zehn Jahre fortgeführt wird.

Einen zweistelligen Millionenbetrag will Familie Dietrich für den Umzug investieren. Einige der riesigen Maschinen sollen umgesiedelt werden. Vieles wird aber neu und damit auf dem technisch neuesten Stand gebaut. Auch ein Biomassekraftwerk soll am neuen Firmensitz entstehen.

Für Cadolzburg birgt das Vorhaben eine historische Chance. Bürgermeisterin Sarah Höfler kündigte einen Bürgerbeteiligungsprozess im Oktober an, um gemeinsam mit Bewohnern, Handwerkern, Jugendlichen und weiteren Gruppen Ideen zu sammeln. Obgleich der Arbeitstitel „Neue Mitte“ bereits kursiert, könnte im Rahmen eines städtebaulichen Wettbewerbs ein prägnanter Projektname gefunden werden. Höfler findet den Namen „Neue Mitte“ jedenfalls nicht optimal.

Voraussichtlich wird das neue Quartier als Mischung aus Wohnen, Gewerbe und generationenübergreifenden Projekten gestaltet, mit grünen Wegen und Bezügen zur historischen Umgebung – insbesondere zur Burg und zum Rathaus – und soll über Jahre hinweg entwickelt werden.

Sicher ist: Nach dem Abschluss wird der Ortskern von Cadolzburg ganz anders aussehen als heute – und der Duft von frischem Holz, der bis zum Rathaus zu riechen ist, wird dann fehlen. Landrat Bernd Obst wünschte dem Unternehmen viel Erfolg bei dem gigantischen Vorhaben und der Marktgemeinde ein glückliches Händchen bei der Projektentwicklung. „Dieses Vorhaben könnte sogar in Bayern zu einem Musterprojekt in städtebaulicher Hinsicht werden“, so Obst, der in seiner Zeit als Erster Bürgermeister von Cadolzburg selbst die Weichen für den Umzug des Sägewerks gestellt hatte.