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Schock vor Weihnachten in Stein: Faber-Castell kündigt massiven Stellenabbau an

25. November 2025
Faber-Castell ordnet deutsche Standorte neu: Rund 130 Stellen könnten wegfallen – Stammsitz Stein soll zum Kompetenz- und Innovationszentrum ausgebaut werden. Foto: Fürth AktuellFaber-Castell ordnet deutsche Standorte neu: Rund 130 Stellen könnten wegfallen – Stammsitz Stein soll zum Kompetenz- und Innovationszentrum ausgebaut werden. Foto: Fürth Aktuell

Schock in der Stadt Stein kurz vor Beginn der Adventszeit: Faber-Castell hat am Dienstag einen massiven Stellenabbau angekündigt. Erster Bürgermeister Kurt Krömer informierte am Abend den Stadtrat über die Nachricht. Das Familienunternehmen plant eine umfassende Neuordnung seiner deutschen Produktionsstandorte, die nach derzeitigen Berechnungen den Wegfall von rund 130 Arbeitsplätzen nach sich ziehen könnte. Grundlage der Maßnahmen ist die globale Strategie «ONE Faber-Castell», die 2022 eingeführt wurde und nun beschleunigt umgesetzt werden soll, wie das Unternehmen mitteilte.

In einer internen Mitarbeiterversammlung an den Standorten Stein, Geroldsgrün und im Logistikzentrum am Nürnberger Hafen stellte der Vorstand die Pläne detailliert vor. Der Stammsitz in Stein soll zu einem Kompetenz- und Innovationszentrum für hochwertige Produkte ausgebaut werden. Kleinere Fertigungslinien und solche mit geringer Auslastung werden dagegen von Deutschland nach Brasilien und Peru verlagert. Die frei werdenden Flächen sollen für High-End-Produktlinien mit technologischem Schwerpunkt genutzt werden.

Vorstandsvorsitzender Stefan Leitz erklärte in der Mitteilung, man sei überzeugt, mit der Neuaufstellung die richtigen Weichen für einen starken Produktionsstandort Deutschland zu stellen. Hintergrund seien intensiver globaler Wettbewerb, US-Zölle, eine veränderte Handelslandschaft und eine spürbare Konsumzurückhaltung. Das weltweite Fertigungsnetzwerk des Konzerns solle künftig stärker genutzt werden, um Innovationen schneller in den Markt zu bringen.

Erst im August hatte Faber-Castell das Aus seiner Kunstakademie in Stein bekanntgegeben. Brancheninsider vermuteten nach diesem Schritt, dass noch weitere Einschnitte folgen könnten. Dies hat sich nun Bewahrheitet.

Das Unternehmen plant auch Einsparungen im administrativen Bereich. Prozesse sollen vereinfacht, Verantwortungsbereiche erweitert und Fixkosten reduziert werden. Auch dadurch könnten Arbeitsplätze entfallen, heißt es seitens Faber-Castell. Nach Angaben des Vorstands sollen betriebsbedingte Kündigungen möglichst vermieden werden. Vorgesehen seien sozialverträgliche Lösungen wie Altersteilzeit- und Ruhestandsmodelle sowie natürliche Fluktuation. Die Neuaufstellung soll bis Ende des Geschäftsjahres 2026/27 abgeschlossen sein.

Mit weltweit rund 6.200 Mitarbeitern, davon etwa 1.200 in Deutschland, zählt Faber-Castell zu den bedeutendsten Herstellern von holzgefassten Stiften. Der Stammsitz in Stein produziert seit Jahrzehnten für die Bereiche «Schreiben + Zeichnen» sowie Kosmetik und ist für die Region ein prägender Arbeitgeber. Wie sich die angekündigten Veränderungen konkret auf die Belegschaften in Stein und Geroldsgrün auswirken, ist derzeit noch offen.

Der Landkreis Fürth muss damit einen weiteren Stellenabbau hinnehmen: Im Oktober hatte der traditionsreiche Schokoladenhersteller Riegelein bekanntgegeben, seine Produktion am Stammsitz Cadolzburg nach Ostern 2026 einzustellen. Zuvor hatte die Schließung des Unternehmens Cadolto hohe Wellen geschlagen.