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Ein Haus als Manifest: Brutalismus-Bau in Zirndorf neu in bayerischer Denkmalliste

31. Dezember 2025
Dieses Haus aus Beton in Zirndorf ist 2025 neu in die bayerische Denkmalliste aufgenommen worden. Foto: Oliver HeinlDieses Haus aus Beton in Zirndorf ist 2025 neu in die bayerische Denkmalliste aufgenommen worden. Foto: Oliver Heinl

Sichtbeton ist nicht jedermanns Sache, doch genau darin liegt der Reiz eines besonderen Hauses in Zirndorf. Das Architektenwohnhaus in der Kreutleinstraße 22 ist im Jahr 2025 neu in die Bayerische Denkmalliste aufgenommen worden und steht damit offiziell unter Schutz. Anerkannt wird ein Bauwerk, das wie kaum ein anderes für den Brutalismus der 1960er Jahre in Mittelfranken steht.

Errichtet wurde das Wohnhaus zwischen Alter Veste und Zirndorfer Wiesengrund im Jahr 1965 nach den eigenen Plänen des Architekten Bernhard Heid. Der unverputzte Stahlbetonbau mit Flachdach zeigt eine klare, kompromisslose Formensprache. Nach Einschätzung der Denkmalpflege lässt sich an dem Gebäude die Wohnidee Heids bis heute in allen Details nachvollziehen. Außen wie innen folgt das Haus einem streng durchkomponierten Konzept, das Funktion und Gestaltung eng miteinander verbindet.

Bernhard Heid, der von 1930 bis 2002 lebte, war während der Hochphase des Brutalismus ein gefragter Architekt. Seine Arbeiten fanden weit über die Region hinaus Beachtung. Das Wohnhaus in Zirndorf gilt als besonders anschauliches Beispiel für seinen Anspruch an Architektur und als bauliches Dokument einer Epoche, die lange Zeit kritisch betrachtet wurde.

Der Brutalismus, dessen Name sich vom französischen «béton brut» ableitet, setzte bewusst auf rohe Materialien und sichtbare Konstruktionen. Viele Gebäude dieses Stils wurden in den vergangenen Jahrzehnten verändert oder abgerissen. Umso bedeutender ist der Erhalt eines weitgehend originalen Bauwerks wie jenes in der Kreutleinstraße.

Mit dem Eintrag wächst die Bayerische Denkmalliste weiter. Mehr als 109.000 Bau- und Kunstdenkmäler sind dort inzwischen verzeichnet. Jährlich kommen neue hinzu, die als prägende Zeugnisse der Geschichte Bayerns gelten. Der Generalkonservator des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege, Prof. Mathias Pfeil, verweist darauf, dass Denkmäler Orientierung geben und gesellschaftliche Identität stiften, gerade in Zeiten schnellen Wandels.

Für den Landkreis Fürth markiert der Neuzugang einen besonderen Akzent. Das Architektenwohnhaus in Zirndorf steht nun stellvertretend für eine Architekturrichtung, deren Wert zunehmend neu entdeckt wird.