Es soll ein Fest der Freundschaft in Cadolzburg werden, doch aktuell sorgt die Veranstaltung eher für politischen Zündstoff. Der Bundestagsabgeordnete Bastian Treuheit (AfD) wurde von der Teilnahme am Deutsch-Französischen Freundschaftsfest der Partnergemeinden des Bezirks Mittelfranken quasi wieder ausgeladen – obwohl er zuvor eine offizielle Einladung erhalten hatte. Hintergrund ist nach Angaben des Abgeordneten seine Parteizugehörigkeit zur AfD. In einer Mitteilung spricht Treuheit von einem Angriff auf die demokratische Kultur.
Das Freundschaftsfest, das am 12. Juli 2025 auf dem historischen Burggelände in Cadolzburg stattfinden soll, wird vom Verein Cadolzburger Burgfestspiele e.V. ausgerichtet. Der Vorstand des Vereins hat Treuheit nun aber schriftlich mitgeteilt, dass er und ein Mitarbeiter nicht willkommen seien.
„Die AfD wird vom Verfassungsschutz wegen ihrer rechtsextremistischen Gesinnung beobachtet. Die Vorstandschaft und das Kreativteam der Cadolzburger Burgfestspiele e.V. distanzieren sich von dem Gedankengut der AfD“, heißt es im Schreiben des Vereins, das von mehr als 50 Mitgliedern der Burgfestspiele unterschrieben ist und das unserer Redaktion vorliegt.
Die Einladungen für das Freundschaftsfest hatte der Bezirk Mittelfranken verschickt, wie ein Sprecher des Bezirks gegenüber Fürth Aktuell sagte. Bei solchen Anlässen ist es üblich, dass alle örtlichen Mandatsträger eingeladen werden. So erhielt auch Treuheit als örtlicher Bundestagsabgeordneter ein entsprechendes Einladungsschreiben für den Festempfang und den anschließenden Besuch des Musicals „Mademoiselle Marie“.
Den Burgfestspielen missfällt das allerdings sehr – und so folgte auf die Einladung prompt wieder eine Art Ausladung. In dem Schreiben des Vereins an Treuheit heißt es: „Als Ausrichter der Veranstaltung bitten wir, aus oben genannten Gründen, von dieser Einladung abzusehen. Wir hoffen auf Ihr Verständnis“, heißt es im Brief der Cadolzburger Burgfestspiele, den auch der Autor des Musicals, Fritz Stiegler, unterschrieben hat.
Das Musical „Mademoiselle Marie“ ist eine Eigenproduktion der Cadolzburger Burgfestspiele, die 2015 Premiere feierte und seitdem mehrfach erfolgreich aufgeführt wurde. Die Handlung spielt im Jahr 1955, etwa ein Jahrzehnt nach dem Zweiten Weltkrieg, in einem fränkischen Dorf. Im Zentrum steht die Protagonistin Marie, eine junge Bäuerin, die auf die Rückkehr ihres verschollenen Mannes Hans aus russischer Kriegsgefangenschaft wartet. Sie studiert Französisch in Heidelberg und wird von François, einem ehemaligen französischen Kriegsgefangenen, umworben. Die Burgfestspiele haben das Musical in diesem Jahr wieder ins Programm genommen.
„Der Verein, der sich über Spenden, Mitgliedsbeiträge und Eintrittsgelder finanziert, sieht sich gerne als Plattform für kulturelle Vielfalt. Doch wenn demokratisch legitimierte Abgeordnete öffentlich ausgegrenzt werden, wird diese Vielfalt zur hohlen Floskel“, heißt es in Treuheits Mitteilung.
Wie Treuheits Büroleiter „Fürth Aktuell“ mitteilte, wird der AfD-Bundestagsabgeordnete an der Veranstaltung trotz der Ausladung durch die Vorstandschaft der Cadolzburger Burgfestspiele teilnehmen. „Vor dem Hintergrund der offiziellen Einladung durch den Bezirk Mittelfranken und unter Berücksichtigung des Gleichbehandlungsgrundsatzes gemäß Art. 3 GG erscheint die Ausladung nicht nur politisch motiviert, sondern auch rechtlich fragwürdig“, so die Antwort auf die Anfrage unserer Redaktion.
Am 2. Mai 2025 stufte das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) die AfD als „gesichert rechtsextremistische Bestrebung“ ein. Die AfD klagte umgehend vor dem Verwaltungsgericht Köln und beantragte die Aussetzung der Einstufung im Eilverfahren. Daraufhin gab das BfV eine Stillhaltezusage ab – es wird die Partei nicht mehr öffentlich als extremistisch bezeichnen, bis das Gericht endgültig entscheidet. Öffentlich wird die AfD nun wieder wie zuvor nur als Verdachtsfall geführt.
Bayern hat die AfD unterdessen am 24. Juni 2025 offiziell in sein Verzeichnis extremistischer oder extremistisch beeinflusster Organisationen aufgenommen. Das bedeutet: Die AfD wird in Bayern formal als extremistische Organisation geführt – was vor allem Auswirkungen auf Bewerber und Arbeitnehmer im öffentlichen Dienst haben kann, die ihre Loyalität zur freiheitlich-demokratischen Grundordnung nachweisen müssen.