Mit einem wehmütigen Abschied ging eine Ära in Langenzenn zu Ende: Die „Bibel-o-thek“, eine einzigartige Bibelausstellung im historischen Augustiner Chorherrenstift, hat nach über 16 Jahren den Betrieb eingestellt. Das von Michael und Ute Hallenberger im Jahr 2008 ins Leben gerufene Projekt begeisterte über die Jahre zahlreiche Besucher mit seiner außergewöhnlichen Sammlung und spannenden Einblicken in die Geschichte der Bibel.
Die Ausstellung war bekannt für ihre beeindruckenden Exponate. Rückblick auf einen Besuch unseres Reporters in der Bibel-o-thek vor etlichen Jahren: Ute Hallenberger greift zu einem Neuen Testament und taucht es in einen mit Wasser gefüllten Eimer. “Keine Sorge, da kann nichts passieren”, schmunzelt sie. “Das ist ein wasserfestes Buch für die Badewanne oder zum Kanufahren.” Tatsächlich sind die Seiten fast trocken, als sie das Testament nach ein paar Minuten wieder aus dem Eimer holt und darin blättert.
Wer die wasserfeste Bibel noch nicht kurios genug fand, der konnte in Langenzenn zu einem kleinen Buch greifen, dem sogar eine heiße Suppe nichts anhaben kann. Dieses Exponat hat allerdings einen ernsten Hintergrund: “In der Sowjetunion waren Bibeln damals verboten. Bei Hausdurchsuchungen konnte man dieses kochfeste Evangelium einfach im auf dem Herd stehenden Suppentopf verstecken”, erzählte Michael Hallenberger, der vor eineinhalb Jahren gestorben ist, damals unserem Reporter.
Besonders stolz war Michael Hallenberger auf eine Bibel, die schon Millionen Menschen gesehen haben – wenn auch nur im Fernsehen. Dabei handelt es sich um die Bibel aus der ARD-Erfolgsserie “Um Himmels Willen” mit Schauspieler Fritz Wepper. Die Produktionsfirma habe die Film-Requisite, die der uralten Gutenberg-Bibel täuschend ähnlichsieht, der “Bibel-o-thek” als Dauerleihgabe zur Verfügung gestellt, so Hallenberger.
Besonders beliebt war auch das kleinste gedruckte Buch der Welt mit dem Vaterunser in sieben Sprachen. Besucher konnten nicht nur staunen, sondern aktiv in den historischen Bibeln blättern – ein Konzept, das der „Bibel-o-thek“ ihren besonderen Charme verlieh.
Ute Hallenberger, gemeinsam mit Dieter und Johanna Ehrlich zuletzt für die Ausstellung verantwortlich, begrüßte nun zum letzten Mal Gäste, die noch einmal die Vielfalt der präsentierten Exponate bewundern konnten. Die Museumsstücke werden nun nach Sachsen zum Bibelmobil e.V. in Görlitz umziehen.
Dekanin Kathrin Klinger bedankte sich bei Ute Hallenberger und ihrem Team für die geleistete Arbeit und wünschte ihnen alles Gute für die Zukunft. Mit der Schließung endet eine Ausstellung, die nicht nur ein Buch, sondern auch Glaube und Geschichte auf faszinierende Weise erlebbar gemacht hat.