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Willi darf nicht mit: Uber-Fahrer verweigern mehrfach Beförderung von Paar aus Stein wegen Assistenzhund

16. November 2025 ,
Assistenzhund Willi mit Silke Hofmann-Bauer und Uli Bauer: Das Paar berichtet, von Uber-Fahrern mehrfach nicht mitgenommen worden zu sein. Foto: Roland BeckAssistenzhund Willi mit Silke Hofmann-Bauer und Uli Bauer: Das Paar berichtet, von Uber-Fahrern mehrfach nicht mitgenommen worden zu sein. Foto: Roland Beck

Der Uber-Wagen rollt heran, die Anzeige in der App springt auf «Fahrer ist da». Ein kurzes Fensteröffnen, ein Blick auf den Assistenzhund, dann nur die Frage «Sie haben Hund?». Wenige Sekunden später fährt der Wagen wieder an – ohne das wartende Paar mitzunehmen.

Es ist kein Einzelfall, wie Silke Hofmann-Bauer und Uli Bauer aus Stein gegenüber “Fürth Aktuell” schildern. Beide sind wegen einer Sehbehinderung auf ihren Assistenzhund Willi angewiesen. Doch schon mehrfach wurden sie von Uber-Fahrern im Regen oder in der Kälte stehen gelassen, weil der Labrador-Hund offenbar unerwünscht war.

«Widerwillig», «abweisend», «latent aggressiv» – mit diesen Worten beschreibt das Ehepaar seine Erfahrungen mit der Vermittlungsplattform Uber. Sie erzählen, dass sich ähnliche Situationen über Monate wiederholt hätten. Neun Fahrten hätten sie dokumentiert, sieben davon mit Assistenzhund. Jedes Mal sei es zu deutlichen Irritationen oder offenen Weigerungen gekommen. Der Ablauf sei fast immer gleich: Die Fahrt wird bestätigt, der Fahrer wird vorab über den Assistenzhund informiert, das Fahrzeug erscheint, der Fahrer reagiert ablehnend. Manche Fahrer hätten behauptet, sie müssten erst den Chef anrufen. Nach Einschätzung des Paares sei dieses Telefonat jedoch oft nur vorgetäuscht gewesen.

Ein besonders prägnanter Fall ereignete sich am 24. April 2025 in der Schweiggerstraße in Nürnberg. Laut Angaben des Paares kam der bestätigte Uber-Fahrer an, sah den Hund, wendete und ließ einen zweiten Fahrer anrücken, der eine erheblich längere Anfahrt hatte. Auch im August und Oktober wiederholten sich ähnliche Szenen. Ein Fahrer habe ihnen sogar geraten, den Hund künftig nicht in der App anzugeben, weil viele Fahrer keine Hunde mitnehmen wollten.

Der Gipfel sei am 14. Oktober erreicht gewesen. Man habe zweimal hintereinander einen Uber rufen müssen und sei beide Male einfach stehen gelassen worden. Das Paar wich auf ein normales Taxi aus – ohne Probleme.

Für die Eheleute ist das unverständlich, denn der Hund ist ein anerkannter Assistenzhund, vollständig gekennzeichnet und ausgebildet. Die rechtliche Situation bezüglich der Beförderung von Assistenzhunden in Deutschland ist eindeutig geregelt und verpflichtet Beförderungsunternehmen sowie Fahrer zur Mitnahme.

Für das Paar geht das Verhalten der Uber-Fahrer über den Ärger hinaus: Eine verweigerte Beförderung schaffe konkrete Barrieren – besonders spätabends, wenn Busse seltener fahren und alternative Mobilität begrenzt ist. «Ein Assistenzhund ist keine freiwillige Begleitung, sondern elementare Unterstützung im Alltag», sagt Uli Bauer, der Jugendreferent und Stadtrat in Stein ist.

Seine Frau berichtet zudem, dass bei einigen Fahrern persönliche oder religiöse Vorbehalte gegen Hunde eine Rolle gespielt haben könnten. Nach ihren Erfahrungen werde der Assistenzhund oft wie ein gewöhnlicher Hund gesehen und nicht als notwendiges Hilfsmittel anerkannt. Probleme gebe es auch vereinzelt bei Taxis, dort jedoch deutlich seltener.

Auf Anfrage unserer Redaktion erklärt ein Uber-Sprecher, Menschen mit Mobilitätseinschränkungen gehörten zu den wichtigsten Zielgruppen des Unternehmens. Er verweist in seiner Antwort auf spezielle Mobilitätsangebote innerhalb der eigenen App. Dazu zählt «Uber Assist», eine Option für Fahrgäste, die zusätzliche Unterstützung benötigen, etwa ältere Menschen oder Personen mit Mobilitätshilfen. Diese Fahrzeuge sind nicht zwingend barrierefrei. Die Fahrer sollen jedoch im Umgang mit besonderen Mobilitätsbedürfnissen geschult sein.

Daneben nennt das Unternehmen «Taxi Wheelchair», eine in einigen deutschen Städten verfügbare Kategorie mit rollstuhlgerechten Fahrzeugen.

In den internen Richtlinien sei klar festgehalten, dass Diskriminierung verboten ist und dass auch Assistenzhunde ohne Einschränkung befördert werden müssen. Im Fall des Steiner Paares hat dies aber offenbar nicht funktioniert.

Der Uber-Sprecher entschuldigt sich ausdrücklich für die geschilderten Vorfälle und betont, dass Fahrer der Partnerunternehmen regelmäßig über ihre Pflichten informiert würden. Die Fälle des Steiner Paares hätten dazu geführt, die Partnerunternehmen erneut auf die verbindlichen Vorgaben hinzuweisen, so der Sprecher.

“Wir sind mit dem Thema an die Öffentlichkeit gegangen, weil wir hoffen, dass sich etwas ändert und anderen Menschen mit Handicaps in Zukunft sowas nicht passiert”, sagt Uli Bauer.