In Zeiten globaler Lieferketten und anonymem Massenhandels wirkt es fast exotisch: regional produzierte Schnittrosen. Doch genau darauf setzt der Betrieb Rosenkulturen Langenzenn von Ralf Grögel – ein Ort, an dem Nachhaltigkeit nicht nur ein Schlagwort, sondern gelebter Alltag ist. Rund 80 verschiedene Rosensorten wachsen hier. Diese werden zwar überwiegend an Blumenhändler verkauft. An zwei Tagen in der Woche können aber auch private Kunden Rosen als Schnittblumen vor Ort kaufen. Angesichts der riesigen Auswahl kommen Rosenfans hier voll auf ihre Kosten – und frischer kann man Rosen eigentlich kaum kaufen.

Im Rahmen der Initiative „Gutes aus dem Fürther Land“ besuchten Landrat Bernd Obst und der Langenzenner Bürgermeister Jürgen Habel den traditionsreichen Familienbetrieb am Mittwoch. Der Anlass: ein Einblick in die klimabewusste Produktion und regionale Vermarktung hochwertiger Rosen – mitten im Landkreis Fürth.
Gegründet wurde das Unternehmen in den frühen 1960er Jahren als Baumschule von Klaus Grögel. 1995 übernahm sein Sohn Ralf den Betrieb mit seiner Frau und stellte ihn ab 1999 komplett auf den Anbau von Schnittrosen um. Heute arbeiten mit ihm auch seine Tochter und sein Sohn im Unternehmen – beide gelernte Gärtner. Die Vermarktung erfolgt über den regionalen Großhandel sowie direkt an Floristen in der Region. Immer beliebter wird auch der Direktverkauf an Privatkundschaft: freitags (8 bis 18 Uhr) und samstags (8 bis 13 Uhr) können Rosen frisch aus dem Kühlhaus erworben werden. Die Adresse: Hardgraben 61, Langenzenn.
Die Anbauweise der Rosen ist bewusst naturverträglich gewählt. Statt energieintensiver Hochleistungssysteme wie in Holland oder Kenia setzt Grögel auf „kalte Häuser“, also ungeheizte Gewächshäuser, kombiniert mit Freilandanbau und einfachen Schutzüberdachungen. Die Pflanzen werden – wenn es genug geregnet hat – per Tropfbewässerung mit gesammeltem Regenwasser versorgt, die Düngung erfolgt überwiegend biologisch, und zur Schädlingsbekämpfung kommen gezielt Nützlinge zum Einsatz.
Trotz dieser nachhaltigen Ausrichtung steht der Betrieb unter wirtschaftlichem Druck. Die Importkonkurrenz aus Ländern mit ganzjährig günstigen Klimabedingungen sei hoch, so Grögel. Während dort Rosen auch im Winter geliefert werden können, pausiert der Anbau in Langenzenn zwischen November und März. „Die Pflanzen brauchen diese Regeneration“, erklärt der Gärtner. „Und eine Durchkultivierung im Winter wäre ökologisch wie ökonomisch unsinnig.“

Trotzdem kann sich das Ergebnis sehen lassen: In Spitzenjahren wurden im Betrieb über eine halbe Million Rosen geschnitten. Aktuell sind es etwa 300.000 pro Saison – Tendenz aufgrund veränderter Marktbedingungen leicht rückläufig. Ein Großteil der Ware wird weiterhin über Blumenläden vertrieben, doch die Zahl der regionalen Großhändler nimmt ab. Das öffnet Importware aus dem Ausland Tür und Tor und macht auch dem Langenzenner Unternehmen das Leben schwerer. „Die Kunden sollten im Blumenladen fragen, woher die Rosen eigentlich kommen“, rät Grögel.
Auch klimatische Unwägbarkeiten wie Hagel oder Kälteperioden stellen eine Herausforderung dar. Die einfache Infrastruktur der Gewächshäuser bietet keinen vollständigen Schutz – eine bewusste Entscheidung zugunsten der Umweltverträglichkeit. Dennoch muss sich der Betrieb mit Wetterextremen zunehmend auseinandersetzen, weshalb langfristig Veränderungen im Anbausystem nicht ausgeschlossen sind.
Besonders gefragt bei den Kunden bleiben die klassischen Sorten: rote und weiße Rosen dominieren das Sortiment. Doch auch Trendfarben wie Beerentöne, Apricot oder Rosé spielen eine Rolle. Die Sortenauswahl ist flexibel, denn Familie Grögel vermehrt die Rosen selbst – durch Veredelung auf Wildrosenunterlagen. Damit bleibt man unabhängig von Großzüchtern und kann auf Kundenwünsche reagieren.
Für Landrat Obst und Bürgermeister Habel war der Termin ein eindrucksvolles Beispiel, wie regionale Landwirtschaft erfolgreich wirtschaften kann – und das ganz ohne Heizlüfter und Flugzeugfracht.