Das bayerische Landesamt für Denkmalpflege hat das Ensemble „Nordwestliche Südstadt“ in Fürth offiziell als schützenswert anerkannt. Dieses Viertel, das sich zwischen der Amalien- und Karolinenstraße erstreckt, zeichnet sich nach Ansicht der Experten durch eine bemerkenswerte architektonische Vielfalt und historischen Charme aus. Die Gebäude, die teils im Stil des Historismus und des Jugendstils errichtet wurden, verleihen dem Viertel eine besondere städtebauliche Bedeutung. Dennoch wird es an dieser Stelle – ungeachtet des Denkmalschutzes – zu einem Neubau kommen, was jetzt für Kritik an der Stadtverwaltung sorgt.
Vor allem durch die Zusammenarbeit der Grünen Stadtratsfraktion und Anwohnern konnte dieses Ensemble erfolgreich unter Schutz gestellt werden. “Dafür habe ich mich seit über einem Jahr sehr eingesetzt und gemeinsam mit meiner Landtagskollegin Sabine Weigand auf den verschiedenen Ebenen intensiv gearbeitet”, betonte die Landtagsabgeordnete Barbara Fuchs (Grüne) nach der Entscheidung aus München.
Die Anerkennung als Ensemble bedeutet, dass in diesem Bereich künftig alle Bauvorhaben einer denkmalschutzrechtlichen Prüfung unterzogen werden müssen. Dies soll sicherstellen, dass das architektonische und kulturelle Erbe der Fürther Südstadt bewahrt bleibt. Ein kontroverses Beispiel liefert jedoch die Baugenehmigung für einen Neubau in der Amalienstraße.
“Im konkreten Fall hat jedoch die Stadt Fürth bereits im November 2023 die Baugenehmigung erteilt, ohne die bereits laufende Prüfung des Landesamts für Denkmalpflege abzuwarten. Damit besteht für genau diese Genehmigung Bestandsschutz. Für die selbst ernannte „Denkmalstadt“ Fürth ist das bedauerlicherweise ein echtes Armutszeugnis”, kritisiert Fuchs.
Die Bebauung dieses Areals begann im Jahr 1873 mit dem westlichen Teil der Karolinenstraße. “Die bis heute in ungewöhnlicher Dichte erhaltene historische Bebauung vollzog sich in mehreren, anhand der unterschiedlichen Fassadengestaltungen auch architekturgeschichtlich nachvollziehbaren Schritten”, heißt es im Bericht des Landesamtes.
Die in ihrem Erscheinungsbild unverändert erhaltenen Fassaden dokumentieren demnach “bis heute höchst anschaulich den Formenkanon und die Stilvielfalt des großstädtischen Historismus”.
Darüber hinaus zeige die rasterförmige, streng rechtwinklig angelegte Straßenführung – selbst der Kirchplatz ist rechtwinklig angelegt – geradezu idealtypisch die stadtplanerische Auffassung des späten 19. Jahrhunderts.