Die Zahl der Überstunden in Fürth und im Landkreis ist im vergangenen Jahr drastisch angestiegen. Nach Angaben des „Arbeitszeit-Monitors“, den das Pestel-Institut im Auftrag der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) erstellt hat, summierten sich die zusätzlichen Arbeitsstunden in der Stadt Fürth auf rund 1,7 Millionen und im Landkreis auf weitere 878.000 Stunden. Besonders alarmierend ist nach Ansicht der NGG: Ein Großteil dieser Mehrarbeit wurde unentgeltlich geleistet – 914.000 Stunden in der Stadt und 467.000 Stunden im Landkreis blieben ohne Bezahlung.
Vor allem die Gastronomie steht im Fokus. Köche, Servicekräfte und Barkeeper kamen allein in Fürth auf etwa 31.000 Überstunden, im Landkreis waren es rund 14.000. Mehr als die Hälfte dieser Arbeitszeit wurde nicht vergütet. Grundlage der Berechnungen sind bundesweite Durchschnittswerte der Arbeitsagentur, die auf regionale Zahlen übertragen wurden.
Die NGG Nürnberg-Fürth sieht mit Blick auf geplante Änderungen des Arbeitszeitgesetzes zusätzliche Belastungen auf die Beschäftigten zukommen. Die Bundesregierung erwägt eine Lockerung der Vorgaben zum 8-Stunden-Tag und zur wöchentlichen Höchstarbeitszeit. Gewerkschaftsvertreter warnen, dass dadurch Arbeitswochen von bis zu 73,5 Stunden rechtlich möglich würden. Nach Einschätzung der NGG würde dies nicht nur die ohnehin hohe Zahl an Überstunden weiter steigen lassen, sondern auch erhebliche gesundheitliche Risiken nach sich ziehen.
Die Gewerkschaft verweist zudem auf die gesellschaftlichen Folgen. Verlängerte Arbeitszeiten erschweren die Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Pflege. Gerade in einer Branche, die bereits stark vom Fachkräftemangel betroffen sei, drohe durch überlange Schichten eine weitere Abwanderung von Beschäftigten. Statt längerer Arbeitstage brauche es attraktivere Arbeitsbedingungen, Qualifizierung und eine bessere Organisation von Familie und Beruf, betont die NGG.