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Strauß statt Erhard? Fürth sieht historische Gerechtigkeit in Gefahr

23. September 2025 ,
Die Walhalla bei Donaustauf gilt als Ruhmeshalle für bedeutende deutschsprachige Persönlichkeiten.Die Walhalla bei Donaustauf gilt als Ruhmeshalle für bedeutende deutschsprachige Persönlichkeiten. Ludwig Erhard fehlt hier noch.

Am 23. September 2025 wurde bekannt, dass der bayerische Ministerpräsident Markus Söder plane, Franz Josef Strauß in die Walhalla aufzunehmen. Damit wächst in Fürth erneut der Unmut darüber, dass Ludwig Erhard, geboren in Fürth und als Bundeskanzler sowie „Vater des Wirtschaftswunders“ eine herausragende Rolle im deutschen 20. Jahrhundert einnahm, bislang noch keine Büste in der Gedenkstätte Walhalla erhalten hat – trotz eines entsprechenden Antrags aus dem Rathaus vor sechs Jahren. 

Oberbürgermeister Thomas Jung äußerte am Dienstag entsprechende Kritik: Eine Entscheidung für Strauß statt für Erhard gelte „bei aller Wertschätzung“ als falsch gesetzt, insbesondere unter Berücksichtigung der „zeitlichen Abfolge des Wirkens der beiden Politiker“ und der Bedeutung Erhards, die allgemein anerkannt sei. Für Jung wäre eine alleinige Ehrung Strauß’ eine weitere Peinlichkeit, diesmal für die Staatsregierung und den gesamten Freistaat Bayern.

Bereits 2019 hatte die Stadt Fürth einen Antrag gestellt, Ludwig Erhard in die Walhalla aufzunehmen; die bayerische Staatskanzlei zeigte sich damals „wohlwollend“. Auf wiederholte Nachfragen – zuletzt 2024 – seien jedoch nur unverbindliche Antworten aus München gekommen. 

Die Walhalla bei Donaustauf wurde zwischen 1830 und 1842 errichtet und dient als Ruhmestätte bedeutender deutschsprachiger Persönlichkeiten, deren Lebenswerk die Kriterien wissenschaftlicher und gesellschaftlicher Bedeutung erfüllen muss. Die Aufnahme neuer Büsten erfolgt nur alle fünf bis sieben Jahre, zuletzt wurde 2022 die Büste von Max Planck hinzugefügt.