Wallensteins Lager unter der Lupe: Archäologische Funde aus Stein werden erstmals öffentlich vorgestellt

Zwischen Baggern, Schaufeln und Pinselspitzen wurden in Stein Spuren einer Vergangenheit freigelegt, die bis in die Wirren des Dreißigjährigen Krieges zurückreichen. Dort, wo heute moderne Wohnhäuser an der Blumenstraße stehen, befand sich einst ein Teil von Wallensteins befestigtem Heerlager. Die archäologischen Grabungen im Zuge der Erschließung des Neubaugebiets (Mai 2022 bis März 2023) haben reiche Funde zutage gefördert, die nicht nur regionale Bedeutung besitzen, sondern auch das historische Verständnis eines der größten Lager des 17. Jahrhunderts schärfen.

Zwei Jahre nach Abschluss der Grabungen lädt die Stadt Stein in Kooperation mit dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege zu einer besonderen Präsentation ein. Am Dienstag, den 10. Juni 2025, werden in der Alten Kirche (Alter Kirchplatz 8) erstmals ausgewählte Originalfunde vorgestellt. Ein besonderes Augenmerk verdient die Entdeckung eines Grabes am Rande des Lagers, in dem eine junge Frau in untypischer Seitenlage bestattet wurde. Die Ausstattung mit hochwertigen Textilien und Schmuckstücken deutet auf einen hohen sozialen Status hin. Diese Bestattung weicht von den üblichen christlichen Riten ab und gibt den Forschern weiterhin Rätsel auf.

Experten werden auch zu diesem Aspekt Einblicke in die wissenschaftliche Auswertung des Fundmaterials geben. Zu den Referenten zählen Dr. Christoph Lobinger und Alice Burkhardt vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege, der Grabungsleiter Matthias Tschuch sowie Kreisheimatpfleger Dr. Thomas Liebert, der als Kurator auch den Erlebnisweg Wallensteins Lager betreut. Der Erlebnisweg ist ein Gemeinschaftsprojekt der Städte Oberasbach, Stein und Zirndorf und bietet Interessierten die Möglichkeit, die Geschichte des Heerlagers interaktiv zu erleben.

Das Heerlager erstreckte sich seinerzeit über mehr als 16 Kilometer und umfasste die heutigen Orte Zirndorf, Stein und Oberasbach. Es beherbergte etwa 50.000 Soldaten, 15.000 Pferde und rund 30.000 weitere Personen, darunter Familienangehörige, Händler und Gaukler

Die Ausgrabungen liefern laut Veranstaltern konkrete archäologische Belege für das, was in den historischen Quellen über Wallensteins Truppen überliefert ist. So wird das 1632 von den Schweden zerstörte Stein nicht nur durch schriftliche Aufzeichnungen fassbar, sondern nun auch durch materielle Überreste. Diese eröffnen neue Perspektiven auf das Alltagsleben und die militärische Organisation während der Zeit des Dreißigjährigen Krieges.

Die Veranstaltung beginnt um 18 Uhr, der Eintritt ist frei. Parkmöglichkeiten stehen im Parkhaus Feuerweg zur Verfügung.