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Vom Wirtshaussaal zur Großsporthalle: Der TSV Stein feiert sein 150-jähriges Bestehen

18. November 2025 ,
150 Jahre TSV Stein: Oberturnwart Volkert am Seitpferd der Mädchenriege um 1935. Foto: TSV Stein150 Jahre TSV Stein: Oberturnwart Volkert am Seitpferd der Mädchenriege um 1935. Foto: TSV Stein

Als am 8. März 1875 in Stein die ersten Turner im Wirtshaussaal von Carl Trautner zusammenkamen, ahnte niemand, welche Bedeutung dieser Abend für die wachsende Gemeinde einmal haben würde. Die Chronik des TSV Stein beschreibt die frühen Jahre als eine Epoche des Aufbruchs, geprägt von Arbeitern der Faber’schen Bleistiftfabrik, die nach einem langen Tag körperlichen Ausgleich suchten. Die neu gegründete Turnvereinigung traf sich auf hölzernen Geräten, die sie teilweise selbst gebaut hatten. 150 Jahre ist das mittlerweile her. Am kommenden Wochenende feiert der TSV Stein mit zwei Nächten des Sports dieses besondere Jubiläum. Der Verein wurde zu einem sozialen Ort, der sich rasch entwickelte und später selbst zum Spiegel der lokalen Geschichte wurde.

Die Chronik verweist darauf, dass die Vereinsmitglieder über Jahrzehnte hinweg eigene Infrastruktur schufen. 1901 überließ Alexander Graf von Faber-Castell dem Verein einen Turnplatz. Wenige Jahre später fanden Frauen ihren Platz im Sport, was damals als kleine Sensation beschrieben wurde, weil die gesellschaftlichen Erwartungen an Frauen noch stark eingeengt waren.

In den 1960er Jahren veränderte sich das Bild des Vereins dramatisch. “Es gab finanzielle Schwierigkeiten und einen sinkenden Mitgliederstand”, weiß der heutige Vorsitzende Kurt Krömer zu berichten. Doch die größte Zäsur ereignete sich am 27. August 1965. Die Turnhalle, über Jahrzehnte Mittelpunkt des sportlichen Lebens, wurde ein Raub der Flammen. Nach den Löscharbeiten blieb nur eine ausgebrannte Hülle übrig. Laut den damaligen Ermittlungen soll ein Kinderspiel das Feuer ausgelöst haben. “Die Verantwortlichen standen vor einem Scherbenhaufen, und viele sprachen von einem der schwersten Momente in der Geschichte des Vereins”, so Krömer, der auch Erster Bürgermeister von Stein ist.

Trotz der Verluste formierte sich eine Gemeinschaft, die den Wiederaufbau vorantrieb. Es sei eine Zeit des Zusammenstehens gewesen, in der unzählige freiwillige Stunden geleistet wurden. 1969 konnte die neu errichtete Turnhalle an der Mühlstraße eingeweiht werden.

Während Stein zur Stadt wurde, wuchs auch der Verein. Die Jahre zwischen 1970 und 2000 gelten als Phase der Erweiterung. Abteilungen wie Volleyball, Tennis, Karate oder Schwimmen kamen hinzu. Persönlichkeiten wie der langjährige Vorsitzende Rudi Seifert prägten den Verein ebenso wie sein Nachfolger Herbert Bürkel. Er trieb unter anderem den Bau der Tennisanlage am Waldsportpark voran, die später von Fachleuten als eine der schönsten der Region bezeichnet wurde.

Mit der Jahrtausendwende übernahm Kurt Krömer den Vorsitz. Seit 25 Jahren lenkt er mittlerweile die Geschicke des Vereins. Auch gesellschaftlich öffnete sich der TSV stärker: Veranstaltungen wie die «Nacht des Sports» zogen Hunderte Besucher an und machten sportliche Vielfalt sichtbar. Die Neuauflage am kommenden Samstag und Sonntag dürfte ebenfalls wieder viele Menschen anlocken. Tickets sind weiterhin an der Abendkasse erhältlich.

Mit rund 1300 Mitgliedern zählt der TSV Stein heute zu den prägenden Institutionen der Stadt. Kurt Krömer beschreibt ihn als lebendigen Verein, der trotz Herausforderungen wie gestiegener Energiekosten ein stabiler Bestandteil des öffentlichen Lebens bleibe.