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75 Jahre Müttergenesungswerk – doch prominente Schirmherrin fehlt bei Jubiläumsfeier in Stein

18. Juli 2025
Feier zum 75. Jubiläum des Deutschen Müttergenesungswerks in Stein, dem Geburtsort der Müttergenesung.Feier zum 75. Jubiläum des Müttergenesungswerks in Stein, dem Geburtsort der Müttergenesung.

Zwischen historischen Rückblicken, bewegenden Erinnerungen und einem modernen politischen Versprechen feierte das Müttergenesungswerk am 18. Juli 2025 seinen 75. Geburtstag – und das genau dort, wo alles begann: in der Deutenbacher Straße 1 in Stein. Ausgerichtet wurde die Veranstaltung vom FrauenWerk Stein e.V., dem direkten Nachfolger des Bayerischen Mütterdienstes, aus dem das Müttergenesungswerk einst hervorging. Doch so festlich der Anlass auch war – ein Detail sorgte für spürbare Enttäuschung unter den Gästen.

Stein im Landkreis Fürth gilt als „Geburtsort der Müttergenesung“. Von hier aus formierte sich 1950 auf Initiative von Elly Heuss-Knapp – der Frau des damaligen Bundespräsidenten Theodor Heuss – das Deutsche Müttergenesungswerk (MGW). Die erste Spendensammlung am Muttertag erbrachte damals stolze 2,5 Millionen Euro (umgerechnet). Heute ist das MGW eine zentrale Säule der Gesundheitsvorsorge für Mütter in Deutschland – und inzwischen auch für Väter und pflegende Angehörige.

Zur Jubiläumsfeier kamen unter anderem Bezirkstagspräsident Peter Daniel Forster, Landrat Bernd Obst, Steins Erster Bürgermeister Kurt Krömer, Diakonie-Vorständin Sandra Schuhmann und MGW-Geschäftsführerin Rebekka Rupprecht.

Peter Daniel Forster erinnerte in seiner Rede an seine Schulzeit, in der er noch mit mehreren Sammelbüchsen gleichzeitig für das Müttergenesungswerk unterwegs war – mit dem sportlichen Ziel, Stadtbester zu werden. Der Landrat unterbreitete daraufin spontan bei der Feier den Vorschlag, dass beide Politiker gemeinsam mit Sammelbüchsen für den Verein auf die Straße gehen könnten. Der Bezirkstagspräsident sagte sofort zu.

Bürgermeister Krömer würdigte in seiner Rede die Geschichte des Vereins. Kuren finden schon lange nicht mehr in Stein sattt. Die Stadt hat das Gelände erworben. Unter anderem ist dort nun das Technologie-Transfer-Zentrum der Hochschule Ansbach beheimatet. Der frühere Festsaal dient aktuell als Sitzungssaal für den Stadtrat. Das Gelände soll in den kommenden Jahren weiterentwickelt werden.

Ein emotionaler Höhepunkt sollte beim Jubiläum die Enthüllung der ersten Stele eines neuen „historischen Pfads“ durch die Geschichte der Müttergenesung sein – symbolträchtig inszeniert an eben jenem Ort der Gründung. Erwartet wurde zu diesem Anlass die bayerische MGW-Schirmherrin Karin Baumüller-Söder, Gattin von Ministerpräsident Markus Söder. Sie wurde zunächst mit einstündiger Verspätung angekündigt – erschien am Ende jedoch überhaupt nicht. Die offizielle Absage sorgte für große Enttäuschung bei vielen Gästen.

Die Enthüllung fand dennoch statt – gemeinsam mit der früheren SPD-Bundestagsabgeordneten Marlene Rupprecht, die von 2005 bis 2013 Kuratoriumsvorsitzende des Müttergenesungswerkes war.

Deutschland ist bis heute das einzige Land weltweit, in dem Müttergenesung ein gesetzlich verankertes Recht ist. Über die Jahrzehnte hinweg wurde dieses Recht immer weiter ausgebaut. So erfolgte bereits 1962 die gesetzliche Verankerung der Müttergenesung im Bundessozialhilfegesetz. 1983 kamen Mutter-Kind-Kuren hinzu, 2002 folgten Vater-Kind-Kuren. Seit 2007 gehören Kuren für Mütter und Väter zur Pflichtleistung der gesetzlichen Krankenkassen – ein Paradigmenwechsel in der Gesundheitsvorsorge.