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Zwischenbilanz zur «Igel‑Challenge»: Tausende Meldungen – Empfehlungen für igelfreundliche Gärten in Fürth

8. September 2025 ,
Igel auf nächtlicher Nahrungssuche: Kleine Durchlässe in Zäunen erleichtern die Wanderungen.Igel auf Nahrungssuche: Kleine Durchlässe in Zäunen erleichtern die Wanderungen. Foto: BN

Mit dem Ausklang des Sommers rücken Igel verstärkt in den Fokus von Naturschützern. Die Kreisgruppe Fürth-Stadt des BUND Naturschutz (BN) erinnert daran, dass die Tiere nun Reserven für Herbst und Winter aufbauen – und dafür in Siedlungen auf durchlässige, naturnahe Gärten angewiesen sind. Parallel zieht die bundesweite «Igel‑Challenge», ein Citizen-Science-Projekt von BN und Pro Igel e.V., eine erste Zwischenbilanz.

Seit dem Start der Mitmachaktion im Oktober 2024 wurden nach Angaben der Organisatoren 5.900 Beobachtungen mit insgesamt 6.580 Igeln registriert. Rund 13 Prozent der gemeldeten Tiere seien tot aufgefunden worden – überwiegend mutmaßliche Verkehrsopfer; etwa 150 Meldungen betrafen verletzte oder kranke Tiere. Die meisten Sichtungen stammten aus Gärten. Die Zahlen geben einen Hinweis auf Verbreitung und Gefahrenquellen, ersetzen jedoch keine flächendeckenden Bestandsaufnahmen; Citizen-Science-Daten bilden vor allem dort Schwerpunkte ab, wo viele Menschen beobachten.

Der BN verweist auf einfache Maßnahmen im Siedlungsbereich. Igel legen nachts mehrere Kilometer zurück und scheitern häufig an dichten Zäunen. Empfohlen werden Durchgänge mit mindestens zehn Zentimetern Bodenfreiheit oder gezielt angelegte Öffnungen von 10 mal 10 Zentimetern. «Wer einen kleinen Durchschlupf im Zaun schafft, eröffnet dem Igel neue Lebensräume», so BN-Igelexpertin Martina Gehret. Darüber hinaus raten die Initiatoren, Motorsensen unter Hecken zu vermeiden, Mähroboter nur tagsüber einzusetzen oder ganz zu lassen, Kellerschächte abzudecken sowie Laub- und Holzhaufen als Unterschlupf zu belassen. Blühpflanzen und Kräuterbeete fördern das Nahrungsangebot.

Beobachtungen können über www.observation.org oder per kostenloser App ObsIdentify eingereicht werden. Die Anwendung erkennt Igel auf Fotos mithilfe künstlicher Intelligenz; Einträge würden zusätzlich von Fachleuten geprüft. Nach Angaben der Projektträger fließen die Daten über Observation.org in die globale Forschungsinfrastruktur GBIF (Global Biodiversity Information Facility) ein. «Langfristige Beobachtungen sind entscheidend, um die Bestände besser einschätzen zu können», sagte Ulli Seewald, stellvertretender Vorsitzender von Pro Igel e.V. «So leisten wir lokalen Naturschutz, der weltweit wirkt.»

Igel sind in Deutschland besonders geschützt. In Bayern steht die Art auf der Vorwarnliste der Roten Liste gefährdeter Säugetiere. Als Belastungen gelten Lebensraumverlust, intensive Bewirtschaftung, Pestizide, Straßenverkehr und Verdichtung in Städten. «Viele Menschen wissen gar nicht, wie stark die Igel inzwischen unter Druck stehen», betont Gehret.

Infos: https://www.pro-igel.de/igelforschung/igel-challenge