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Archäologische Funde in Stein werfen neues Licht auf Wallenstein’sches Heerlager – eine rätselhafte Bestattung

16. April 2025
Alltagsgegenstände aus Wallensteins Lager in Stein. Foto: FA. AST - Archäologischer Service TschuchAlltagsgegenstände aus Wallensteins Lager in Stein. Foto: FA. AST - Archäologischer Service Tschuch

Auf dem Gelände des neuen Blumenviertels in Stein erhielten Archäologen bei bauvorgreifenden Grabungen interessante Einblicke in das Leben im Wallenstein’schen Heerlager während des Dreißigjährigen Krieges. Die Ausgrabungen, die zwischen Mai 2022 und März 2023 stattfanden, brachten zahlreiche Objekte ans Tageslicht, die Rückschlüsse auf den Alltag im größten befestigten Heerlager des 17. Jahrhunderts zulassen. Jetzt gibt es dazu neue Erkenntnisse.

Metallreifendepot aus dem Heerlager Foto: FA. AST – Archäologischer Service Tschuch

Laut Angaben des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege (BLfD) wurden bei den Arbeiten vielfältige Gegenstände wie Knöpfe, Nadeln, Textilreste und Münzen entdeckt. Diese Fundstücke erzählen von einem lebendigen Lagerleben, in dem nicht nur Soldaten, sondern auch ihre Familien, Händler und andere Lagertrossmitglieder lebten. So belegen die Funde, dass bereits 1632 Abfälle zentral gesammelt und entsorgt wurden. Besonders die Entdeckung metallener Radreifen weist darauf hin, dass Materialien zur späteren Nutzung bewusst gesammelt und verwahrt wurden.

Ein besonderes Rätsel gibt den Wissenschaftlern des BLfD jedoch eine außergewöhnliche Bestattung am Rand des Lagers auf. Hier wurde ein junges Individuum, vermutlich eine Frau, in einer untypischen Seitenlage beerdigt. Die Ausrüstung der Grabstätte mit hochwertigen Textilien deutet auf einen hohen sozialen Status hin. Diese Entdeckung wirft neue Fragen zur sozialen Struktur des Lagers auf, bleibt jedoch in vielerlei Hinsicht unklar.

Fingerhut, gefunden im Heerlager. Foto: FA. AST – Archäologischer Service Tschuch

Die archäologischen Erkenntnisse bieten einen aufschlussreichen Blick in die Vergangenheit des Ortes, der einst ein strategisch bedeutsames Heerlager unter der Leitung des kaiserlichen Feldherrn Albrecht von Wallenstein beherbergte. Das Lager erstreckte sich westlich der Rednitz über mehr als 16 Kilometer und war Teil der Bewegungen im Rahmen der kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen den kaiserlichen und schwedischen Truppen im Jahr 1632.