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Bürgermeister von Veitsbronn rettet Leben mit Stammzellenspende – und lernte nun seinen genetischen Zwilling kennen

12. Juni 2025
Anstoßen auf das Leben: Rolf (links) mit Bürgermeister Marco Kistner aus Veitsbronn. Foto: PrivatAnstoßen auf das Leben: Rolf (links) mit Bürgermeister Marco Kistner aus Veitsbronn. Foto: Privat

Es ist ein sonniger Tag im Biergarten am Krakauer Turm in Nürnberg. Zwei Männer stoßen mit dunklem Bier an, lachen, blicken sich an – als wären sie alte Freunde. Dabei treffen sie sich zum ersten Mal persönlich. Was sie verbindet, ist nichts Geringeres als das Leben selbst: Der Veitsbronner Bürgermeister Marco Kistner ist der genetische Zwilling des Mannes, mit dem er nun anstößt – Rolf, 64 Jahre alt, aus Ostwestfalen. Ein medizinisches Wunder, ermöglicht durch eine Stammzellenspende, die für Rolf lebensrettend war.

Die Geschichte beginnt im Jahr 2003. Damals ließ sich Kistner im Rahmen einer Blutspende typisieren. Es dauerte fast zwei Jahrzehnte, bis er 2022 die Nachricht erhielt: Er ist der bestmögliche Spender für einen schwerkranken Patienten. Noch im selben Jahr spendete Kistner Stammzellen in Gauting. Aufgrund einer COVID-19-Infektion musste die Spende zwar um 16 Tage auf den 17.8.2022 verschoben werden, erreichte aber nur einen Tag später per Kurier rechtzeitig das Universitätsklinikum Münster, wo Rolf behandelt wurde. Im Jahr 2023 folgte eine Nachspende, weil es bei Rolf einen Rückschlag gab.

Anonymität ist in solchen Fällen Pflicht, wie Kistner unserer Redaktion erzählte. Erst nach einem Jahr war ein erster Briefkontakt erlaubt – kontrolliert wie Gefängniskorrespondenz, um Hinweise auf Identitäten und mögliche Missbrauchsfälle wie Geldforderungen zu verhindern.. 

Dennoch ließen die Ärzte durchblicken, dass Rolfs Spender aus Bayern stammt. Er habe nach dieser Nachricht seinerzeit die Befürchtung gehabt, er müsse nun Schuhplatteln lernen, scherzte Rolf beim Treffen in Nürnberg – damals ahnte er schließlich noch nicht, dass sein genetischer Zwilling aus Franken stammt, wo Schuhplatteln eher ungewöhnlich ist. 

Das Kennenlernen ging am Ende dann aber doch schnell: Im Mai dieses Jahres folgte ein erstes Telefonat, am Rande der Siegelsdorfer Kärwa. Weil Rolf als geheilt gilt, durften nun die Kontaktdaten weitergegeben werden. Und dann stand fest: Im Juni wird ein Treffen in Bayern stattfinden. Am 11. Juni war es soweit. Im Biergarten des Krakauer Hauses in Nürnberg begegneten sich Spender und Empfänger erstmals persönlich – gemeinsam mit Rolfs Frau. Für Kistner, der sich freut, dass Rolf nun seinen Ruhestand genießen kann, war es ein emotionales Erlebnis.

«Auf das Leben» – so beschreibt der Bürgermeister den Moment auf Instagram, wo er ein Video des Treffens veröffentlichte.