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Die SPD ist in Fürth seit einem Jahrhundert eine unvergleichliche Macht. Während in Bayern die SPD oft mit sinkenden Wählerzahlen kämpft, ist sie in der mittelfränkischen Stadt seit 100 Jahren die stärkste Fraktion im Stadtrat. Dieses außergewöhnliche Jubiläum wurde durch Recherchen des Archivs der sozialen Demokratie bei der Friedrich-Ebert-Stiftung bestätigt. Ein Interview der Süddeutschen Zeitung (SZ) mit Oberbürgermeister Thomas Jung beleuchtet die Hintergründe dieses Erfolgs.
Seit 2002 ist der 63-jährige Thomas Jung Oberbürgermeister von Fürth. Er hat die Fürther SPD entscheidend geprägt und erklärt in dem Interview, dass Bauchgefühl und Bodenständigkeit die Schlüssel zu dieser außergewöhnlichen Kontinuität seien. Die SPD gilt in Fürth nicht nur als Partei, sondern als „Fürth-Partei“, was laut Jung einen entscheidenden Identitätsfaktor darstelle.
Eine starke Tradition in Fürth
Die Erfolgsgeschichte der Fürther SPD nahm jedoch nicht ohne Rückschläge ihren Lauf. In den 1920er Jahren verlor die Partei kurzzeitig ihre Vormachtstellung, nachdem sie sich für eine Eingemeindung Fürths nach Nürnberg ausgesprochen hatte. Diese Entscheidung wurde von den Wählern bitter abgestraft, jedoch bei der darauffolgenden Stadtratswahl korrigiert. Seitdem dominiert die SPD in Fürth, unabhängig von der demografischen oder wirtschaftlichen Struktur.
Interessanterweise werden die Stimmen für die SPD nicht nur in typischen Arbeitervierteln, sondern auch in bürgerlich und landwirtschaftlich geprägten Stadtteilen abgegeben. Laut Jung liegt dies daran, dass die SPD als verlässliche Kraft wahrgenommen werde, die die Interessen der Stadt und ihrer Bürger in den Vordergrund stelle.
Thomas Jung: Erfolg durch Glaubwürdigkeit
Thomas Jung, der in seinen bisherigen Amtszeiten stets Wahlergebnisse von über 72 Prozent erreichte, betont in dem Interview die Bedeutung von Authentizität und Glaubwürdigkeit in der Politik. Seine Überzeugung: Wer für nachhaltige Stadtentwicklung eintritt, sollte dies auch persönlich vorleben.
Die Stadt konnte laut Jung zudem auf Bürgerentscheide verzichten, da die Entscheidungen der Stadtverwaltung meist auf breite Zustimmung stoßen. „Die Leute sind froh, wenn sie den Eindruck haben, dass die Arbeit im Rathaus in ihrem Sinne ordentlich gemacht wird“, erklärt Jung im Gespräch mit der SZ weiter.
Zukunft der SPD in Fürth und Bayern
Obwohl die SPD in Bayern auf Landes- und Bundesebene regelmäßig Stimmen verliert, sieht Jung mit dem neuen Fraktionsvorsitzenden Holger Grießhammer Hoffnungsschimmer. Grießhammer sei mit seiner bodenständigen Art und seinem Fokus auf Wirtschaftskompetenz der richtige Mann, um die Bayern-SPD wieder zu stärken.