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Fürther Pizzeria Zulu: Von Europas Top-Lokal zum Antisemitismus-Skandal

25. September 2025 , ,
Plakat in Fürther Pizzeria Zulu löst bundesweiten Aufschrei und rechtliche Prüfungen aus.Plakat in Fürther Pizzeria Zulu löst bundesweiten Aufschrei und rechtliche Prüfungen aus. Montage: Fürth Aktuell/Privat

Die Pizzeria Zulu in Fürth ist seit Jahren ein glanzvolles Aushängeschild der mittelfränkischen Gastronomieszene. Mit mehrfachen Auszeichnungen – etwa als „beste Pizzeria deutscher Herkunft“ und regelmäßigen Platzierungen unter den Top 10 Europas – hatte sie sich einen Ruf als kulinarische Top-Adresse erarbeitet. Doch ein Zettel, der vom Inhaber kürzlich im Aushangkasten des Lokals aufgehängt wurde, hat diesen Nimbus drastisch beschädigt – und die Kundschaft gespalten.

Der zentrale Satz lautete: „Israelische Bürger sind in diesem Lokal nicht willkommen. Natürlich werden sie wieder willkommen sein, sobald sie sich entscheiden, ihre Augen, Ohren und Herzen zu öffnen.“

Nachdem die Deutsche Presse-Agentur (dpa) nun den Fall aufgegriffen hat, haben in dieser Woche Medien in ganz Deutschland darüber berichtet, darunter die Süddeutsche Zeitung. Die Folge: Das Lokal sieht sich mit einem regelrechten Shitstorm konfrontiert.

Der Text des Zettels beginnt mit einer scheinbar moderaten Einleitung über Liebe zu allen Menschen und gipfelt dann in der Ausgrenzung gegenüber israelischen Staatsbürgern – ein kollektiver Ausschluss. Das Foto des Aushangs kursierte schnell bei der Israelitischen Kultusgemeinde Fürth und danach in den sozialen Medien, darunter auf X.

Der Betreiber bestätigte später, dass das Plakat aufgehängt, aber nach zwei bis drei Stunden wieder entfernt worden sei. Er betonte, man habe „nicht antisemitisch“ agieren wollen und sehe keine Beleidigung darin.

Doch der Shitstorm ist derzeit nicht mehr zu bremsen: Auf offiziellen Kanälen wie dem Twitter-Account der israelischen Botschaft in Deutschland hieß es etwa: „Die 30er-Jahre sind zurück, diesmal in Fürth. An der Tür eines Lokals hing: ‘Israelische Bürger sind hier nicht willkommen.’ Das ist kein Protest und kein Missverständnis. Das ist glasklarer Antisemitismus.“

Parallel sorgte das Thema in regionalen Facebook-Gruppen, Lokalforen und Kommentarspalten für Mobilisierung. Ehemalige Gäste äußerten sich enttäuscht oder empört und kündigten an, keinen Fuß mehr in das Lokal zu setzen. Andere warnten aber auch davor, die Qualität der Küche dürfe nicht über ethische Fragen hinwegtäuschen.

Einzelne Verteidigungsbeiträge des Betreibers, in denen er betonte, sein Aushang sei lediglich ein Protest und kein rassistisches Statement, wurden von Kommentatoren weitgehend als realitätsfern abgetan.

Für Pizza Zulu ist dieser Vorfall mehr als eine Imagekrise: Es ist eine Zäsur. Wo bislang Auszeichnungen und Stammkunden standen, drohen nun Reputationsverlust und juristische Konsequenzen. Die Frage lautet nicht mehr nur: Kann man das wieder glattbügeln? Sondern: Will man das überhaupt? Die mediale Bekanntheit kehrt sich nun gegen das Lokal selbst.

Schon unmittelbar nach Veröffentlichung des Falls kündigte die Israelitische Kultusgemeinde Fürth an, juristische Schritte zu prüfen und den Antisemitismusbeauftragten Bayerns, Ludwig Spaenle, einzuschalten. Der Vorwurf: Volksverhetzung bzw. Straftatbestand der Diskriminierung aus rassistischen Motiven.

Sicher ist: Das berühmte Lokal wird nun nicht mehr nur an der Knusprigkeit des Teigs, sondern auch an der Haltung seiner Betreiber gemessen. Ob das sogar Einfluss auf künftige Preisvergaben hat, wird sich zeigen.