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125 Jahre Bauen mit Hand und Herz – Wie die Johann GRAN GmbH Fürths Stadtbild mitgestaltet

2. Juni 2025 ,
Das Team der Johann GRAN GmbH aus Fürth. Foto: Gran GmbHDas Team der Johann GRAN GmbH aus Fürth. Foto: Gran GmbH

Wer in Fürth durch sanierte Altbauviertel streift, könnte ahnen, wie viel Geschichte zwischen den Fassaden steckt. Dass an dieser Geschichte ein einzelnes Bauunternehmen über ein Jahrhundert lang mitgeschrieben hat, ist dagegen kaum sichtbar – und doch allgegenwärtig. Die Fürther Johann GRAN GmbH wird in diesem Jahr 125 Jahre alt. Ein stolzes Alter für eine Firma, die nie laut auftrat, aber viele Spuren hinterlassen hat.

Ein Mitarbeiter der Gran GmbH bei der Arbeit. Foto: Gran GmbH

Der Betrieb in der Dambacher Straße liegt etwas abseits des Stadtzentrums. Hier wird nicht über Trends gesprochen, sondern über tragende Wände. Geschäftsleiter Christian Pfeiffer nennt das Jubiläum ein «Alleinstellungsmerkmal». Für ihn sei es weniger Anlass zum Feiern als zum Weiterdenken. Die Geschichte sei Ansporn, nicht Denkmal.

Als Johann Gran 1900 das Unternehmen gründete, war Fürth eine aufstrebende Industriestadt. 1908 meldete der Bauunternehmer ein Patent an – frühe Zeichen eines Innovationsgeistes, der über die Jahrzehnte erhalten blieb. Gran war auch mehrfach Obermeister der Fürther Bauinnung – gewählter Vertreter der lokalen Bauwirtschaft, ein Netzwerkbauer im doppelten Sinn. Dass die Firma zwei Weltkriege überstand, obwohl kein direkter Erbe zur Verfügung stand, erscheint heute fast wie ein kleines Wunder.

Aktuell beschäftigt sich das Unternehmen kaum noch mit Neubauten. Die Baustellen liegen fast immer dort, wo schon einmal jemand gebaut hat. «Altbauten fordern mehr Know-how», heißt es aus der Geschäftsführung. Jede Baustelle sei ein eigenes Puzzle – mit unklaren Grundrissen, gemischten Baumaterialien und oft bewohnten Räumen. Wer im Bestand arbeitet, braucht nicht nur Mörtel, sondern auch Fingerspitzengefühl.

Ein bewusster Schritt war die Umorientierung weg vom Neubau – nicht zuletzt, weil man sich dort schwer gegen Billiganbieter behaupten könne. Im Altbau dagegen zähle Erfahrung. Und davon gibt es reichlich im Team.

Trotzdem spürt man auch bei GRAN die Herausforderungen der Gegenwart. Der Mangel an Fachkräften beschäftigt den Betrieb genauso wie die meisten anderen im Baugewerbe. Immer weniger Jugendliche interessieren sich für das Handwerk, sagt Pfeiffer. Deshalb setzt man auf Ausbildung. Praktika sind dabei der erste Schritt. Wenn beide Seiten zueinander finden, folgt die Lehre. Einige Auszubildende seien inzwischen zu langjährigen Mitarbeitern geworden. Auch das gehöre zur DNA des Unternehmens.

Geschäftsführer Christian Pfeiffer bei der 125-Jahr-Feier. Foto: Privat

Engagement in der Region ist für GRAN kein Marketing-Tool. Die Unterstützung des Vereins für Menschen e.V. oder Spenden an lokale Sportvereine sind gelebte Praxis. Vor Weihnachten sei es für das Team längst zur Routine geworden, beim Star-FM-Spendenmarathon mitzumachen.

Und wie geht es weiter? Die Zukunft des Familienunternehmens ist bewusst offen gehalten. Pfeiffer selbst ist 44 Jahre alt, seine Kinder noch in der Schule. «Ich würde mich freuen, wenn eines von ihnen später übernimmt», lässt er wissen. Aber es solle kein Zwang entstehen. Vielleicht ist genau diese Haltung der Grund, warum ein Unternehmen 125 Jahre lang überleben kann: Weil jede Generation ihren eigenen Weg gehen darf – solange das Fundament stimmt.