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Waschbären verbreiten sich sehr stark im Landkreis Fürth – sehr kurioser Fall in Stein

13. November 2025
Waschbären sehen niedlich aus, können aber großen Schaden verursachen. SymbolbildWaschbären sehen niedlich aus, können aber großen Schaden verursachen. Symbolbild

Es war ein Anblick, der zunächst für Verwirrung sorgte: Scherben auf dem Boden, umgestürzte Flaschen, klebrige Pfützen aus Bier und Likör. Als der Besitzer eines Getränkemarkts in der Mühlstraße in Stein morgens seinen Laden betrat, dachte er an Einbrecher. Doch der Täter schlief friedlich zwischen den Regalen – ein Waschbär, offenbar von seinem nächtlichen Streifzug und einem unfreiwilligen Alkoholtest erschöpft. Die Polizei rückte an, ein Jäger wurde verständigt. Der vermeintlich niedliche Räuber reagierte aggressiv, bevor er schließlich eingefangen und aus dem Laden gebracht wurde, wie ein Polizeisprecher „Fürth Aktuell“ schildert.

Der Vorfall in Stein liegt zwar schon etwas länger zurück. Aber was damals für Schmunzeln der Beteiligten vor Ort sorgte, steht sinnbildlich für ein Problem, das jetzt im gesamten Landkreis Fürth zunehmend ernste Ausmaße annimmt. Waschbären breiten sich aus – in Gärten, auf Dachböden, in Wäldern. Nach Angaben der Unteren Naturschutzbehörde am Landratsamt Fürth hat sich die Zahl der erlegten oder tot aufgefundenen Tiere seit 2018 um mehr als 150 Prozent erhöht, wie aus einem Bericht im Landkreismagazin (Ausgabe 22) hervorgeht.

Stefan Koch von der Unteren Naturschutzbehörde spricht in dem Artikel von einer bemerkenswerten Anpassungsfähigkeit: Waschbären fänden in besiedelten Gebieten ideale Lebensbedingungen, seien aber als invasive Art eine ernsthafte Gefahr für heimische Ökosysteme. „Der Waschbär kann Verluste bei Fledermäusen, Vögeln und Amphibien verursachen“, so Koch. Eine umfassende ökologische Bewertung sei zwar schwierig, doch lokale Auswirkungen seien deutlich zu beobachten.

Auch Erich Reichert, Vorsitzender der Jägerschaft Fürth Stadt und Land e. V., beobachtet Veränderungen. Rückgänge bei Wildenten und Singvögeln seien messbar, ebenso Schäden an Gebäuden. „Besonders Dachböden und Dämmungen sind betroffen“, erklärt Reichert. „Waschbären reißen Isolierungen auf, beschädigen Kabel und verschmutzen ganze Räume mit Kot und Urin“, wird der Jäger im Landkreismagazin zitiert.

Ein Blick auf die Statistik zeigt: Im Jahr 2010 wurden im Landkreis Fürth nur wenige Tiere registriert. 2024 waren es bereits 254. Und die Tendenz ist steigend.

Auch die Stadt Oberasbach berichtet von deutlichen Problemen. In den vergangenen drei Jahren wurden dort mehr als 110 Waschbären gefangen, die meisten aus dem benachbarten Hainberg, wo die Tiere nicht bejagt werden dürfen. Gemeinsam mit dem Bundesforstbetrieb Reußenberg hat die Stadt daher Tipps für Anwohner veröffentlicht, die überall sinnvoll seien: Mülltonnen sichern, Fallobst aufsammeln, Tierfutter nicht im Freien lassen, Bäume zurückschneiden und potenzielle Zugänge abdichten.

Weil Waschbären in der EU-Verordnung 1143/2014 als invasive Art gelten, ist der Umgang mit ihnen gesetzlich geregelt. Fallen dürfen nur von Jägern oder geschulten Personen aufgestellt werden. Das Aussetzen gefangener Tiere ist verboten.

Immer mehr Grundstücksbesitzer suchen Rat oder melden Vorkommnisse, heißt es seitens des Landratsamtes. Informationen rund um den Waschbären gibt es bei der Jägerschaft Fürth Stadt und Land e. V., Erich Reichert, Telefon: 09103 / 7939-15 und per E-Mail: vorsitz1@jagd-bayernfuerth.de.