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Azubis dringend gesucht: In Fürth bleiben über die Hälfte der Lehrstellen unbesetzt

9. April 2025 ,
In vielen Betrieben fehlt der Nachwuchs – Stadt Fürth besonders betroffenIn vielen Betrieben fehlt der Nachwuchs – Stadt Fürth besonders betroffen

Während in Supermärkten Azubi-Plakate zwischen Sonderangeboten hängen und auf Bussen mit „Werde Teil unseres Teams“ geworben wird, offenbart ein Blick auf die aktuellen Zahlen: Der Ausbildungsmarkt hat sich weiter in Richtung Bewerber verschoben. Im Agenturbezirk Fürth – bestehend aus den Städten Fürth und Erlangen sowie den Landkreisen Fürth, Erlangen-Höchstadt und Neustadt/Aisch-Bad Windsheim – gibt es deutlich mehr Ausbildungsstellen als Bewerber. Besonders auffällig: Die Stadt Fürth erlebt einen regelrechten Bewerberrückgang.

Nach Angaben der Agentur für Arbeit Fürth wurden im Zeitraum von Oktober 2024 bis März 2025 2.714 Ausbildungsstellen gemeldet. Das entspricht einem Rückgang von 3,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Dem gegenüber stehen 1.901 Bewerber, was einer leichten Zunahme um vier Prozent entspricht. Dennoch kommen auf 100 Ausbildungsstellen nur 70 Bewerber – eine klare Schieflage im Angebot-Nachfrage-Verhältnis.

Deutliche Unterschiede zwischen Stadt und Land

In der Stadt Fürth ist die Entwicklung besonders drastisch: Hier sank die Zahl der gemeldeten Bewerber um über 21 Prozent. Gerade einmal 395 junge Menschen suchten in diesem Zeitraum nach einer Ausbildungsstelle – im Vorjahr waren es noch 503. Gleichzeitig stieg die Zahl der angebotenen Lehrstellen auf 534 (+9,2 Prozent). Im März 2025 waren davon noch 301 unbesetzt, was einem Anteil von über 56 Prozent entspricht. Nur 28 Bewerbern war bis dahin ein Ausbildungsplatz sicher. Das bedeutet: Mehr als 70 Prozent der suchenden Jugendlichen blieben vorerst ohne Anschluss.

Anders sieht es im Landkreis Fürth aus. Hier war das Verhältnis von Bewerbern und Ausbildungsstellen mit 384 Bewerbern sowie 381 gemeldeten Stellen nahezu ausgeglichen. Dennoch war im März über die Hälfte der Lehrstellen unbesetzt – 216 Plätze genau genommen. Auch hier zeigt sich: Die Suche nach passenden Auszubildenden gestaltet sich zunehmend schwierig.

Langfristiger Trend mit tiefen Wurzeln

Wie Thomas Dippold, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Fürth, mitteilt, sei dieser Zustand keineswegs neu: Bereits seit mehr als fünf Jahren herrscht ein klarer Bewerbermarkt. Corona habe den Ausbildungsmarkt zusätzlich geschwächt – heute verzeichne man über 30 Prozent weniger Bewerber und rund 20 Prozent weniger gemeldete Ausbildungsplätze als noch im März 2020. Besonders die anhaltende wirtschaftliche Unsicherheit, etwa durch Konjunkturschwächen und Entwicklungen in der internationalen Handels- und Zollpolitik, bereitet vielen Unternehmen offenbar Sorgen, neue Auszubildende einzustellen.

Trotz dieser Herausforderungen zeigt sich Dippold vorsichtig optimistisch: „Die Anzahl der noch unversorgten Bewerber und unbesetzten Ausbildungsstellen wird sich in den kommenden Monaten drastisch reduzieren.“ Dennoch betont er, dass insbesondere der Rückgang bei den Ausbildungsangeboten Anlass zur Sorge gebe. Für Unternehmen bleibe der Fachkräftemangel eine reale Bedrohung – für junge Menschen hingegen eröffnen sich selten dagewesene Chancen.

Ausblick: Wer jetzt sucht, hat beste Karten

Wer derzeit eine Ausbildung sucht, findet eine ungewöhnlich breite Auswahl – und kann oft zwischen mehreren Angeboten wählen. In vielen Branchen, vom Handwerk über Pflege bis hin zur Verwaltung, wird Nachwuchs händeringend gesucht. Für Arbeitgeber bedeutet das hingegen: Sie müssen stärker um junge Talente werben, attraktiver werden – und auch neue Wege bei der Ansprache gehen. Denn eines ist klar: Der Wandel am Ausbildungsmarkt ist gekommen, um zu bleiben.