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Bildungsbericht 2025: Fürther Jugendliche häufiger ohne berufliche Perspektive

16. November 2025 ,
Fürth: Bildungsbericht 2025 zeigt weniger Übergänge in Ausbildung – mehr Berufsfachschulbesuche und wachsende Herausforderungen beim Übergang von der Schule in den Beruf.Fürth: Bildungsbericht 2025 zeigt weniger Übergänge in Ausbildung – mehr Berufsfachschulbesuche und wachsende Herausforderungen beim Übergang von der Schule in den Beruf. Symbolbild

Die berufliche Integration von Jugendlichen in der Stadt Fürth entwickelt sich weiterhin komplex und vielschichtig. Das zeigt der neue Bildungsbericht des Bildungsbüros der Stadt Fürth. Der Bericht analysiert die Übergänge von Mittelschulen, Förderzentren, Berufsschulen und berufsvorbereitenden Maßnahmen sowie Einschätzungen von Lehrkräften und Trägern aus dem Bereich der Berufsorientierung.

Ein zentrales Ergebnis betrifft die Mittelschulen. Während die Gesamtzahl der Jugendlichen mit erfüllter Vollzeitschulpflicht weitgehend stabil bleibt, zeigt sich bei den Abgängern der neunten Klassen ein deutlicher Rückgang beim Übergang in eine duale Ausbildung. Statt der 35 Prozent aus dem Jahr 2024 mündeten im aktuellen Schuljahr nur noch 26,1 Prozent in eine Lehre. Gleichzeitig wurde ein historischer Höchstwert beim Besuch von Berufsfachschulen erreicht. Fast 15 Prozent der Jugendlichen entschieden sich für diesen Weg, deutlich mehr als in den Vorjahren. Auffällig ist auch der seit Jahren steigende Anteil derjenigen, die mangels Alternative ein kooperatives Berufsvorbereitungsjahr absolvieren müssen. Er liegt inzwischen bei knapp 24 Prozent.

In den M-Klassen fällt die Bilanz gemischter aus. Hier steigt der Anteil der Jugendlichen, die eine Ausbildung beginnen, wieder leicht auf gut 42 Prozent. Dafür nehmen Übergänge an weiterführende Schulen deutlich ab und erreichen mit unter 20 Prozent einen der niedrigsten Werte der vergangenen Jahre. Ein nicht unerheblicher Teil der Jugendlichen fällt außerdem in eine Restkategorie, in der der weitere Werdegang offen bleibt.

Die Praxisklasse der Mittelschule Soldnerstraße bestätigt ihre besondere Bedeutung für Jugendliche mit Lernrückständen. Von 16 Teilnehmenden konnten sieben einen erfolgreichen Mittelschulabschluss erreichen, während der Großteil in Anschlussmaßnahmen der Agentur für Arbeit oder in berufsschulische Angebote wechselte.

Im Bereich der Förderschulen zeigt sich ein deutlicher Rückgang der Entlassungszahlen. Von 32 Abgängerinnen und Abgängern wechseln erneut 87,5 Prozent in Maßnahmen der Berufsvorbereitung, meist an die Alfred-Welker-Berufsschule in Nürnberg. Die Zahl der Jugendlichen, die einen erfolgreichen Mittelschulabschluss erreichen, steigt weiter an. Auch in den berufsvorbereitenden Klassen der Alfred-Welker-Schule wurden Fortschritte verzeichnet. Von 28 Jugendlichen aus Fürth begannen zwölf eine duale Ausbildung, vor allem im Verkauf und Metallbereich.

Eine Verschiebung zeigt sich auch im Bereich der BVJ-k-Klassen ( Berufsvorbereitungsjahr in kooperativer Form) an den Berufsschulen in Fürth. Die Zahl der Teilnehmer steigt um 71 Prozent auf 231 Jugendliche. Gleichzeitig verschlechtern sich die Verbleibsdaten: Nur 18,6 Prozent beginnen eine Ausbildung. Über die Hälfte der Jugendlichen hat zum Schuljahresende keine konkrete Anschlussperspektive oder ist unbekannt verblieben. Ursachen seien laut Bericht sowohl statistische Änderungen als auch hohe Wiederholerzahlen.

Die BIK-Klassen für neuzugewanderte Jugendliche verzeichnen leicht sinkende Übergänge in Ausbildung, jedoch einen deutlichen Anstieg bei Arbeitsaufnahmen. 32 der Teilnehmenden schafften einen erfolgreichen Mittelschulabschluss.

Lehrkräfte betonen, dass die Vielzahl der Angebote eine klare Struktur und stärkere Fokussierung erfordere. Besonders positiv wird die Berufseinstiegsbegleitung bewertet. Die enge 1:1-Betreuung gilt als außerordentlich wirksam und wird als beste Maßnahme im Bereich Berufsorientierung bezeichnet. Die Nachfrage übersteigt das vorhandene Angebot deutlich.

Das Berufsorientierungsprogramm mit Potenzialanalyse und Werkstatttagen wird organisatorisch positiv bewertet, hat aber stark personenabhängige Wirksamkeit. Berufsorientierungsmaßnahmen (BOM) werden teils als zu theoretisch und wenig zielgerichtet beschrieben. Klassische Berufsorientierungsmessen gelten zunehmend als überfordernd und wenig zielführend, während kleinere, praxisnahe Formate oder Präsentationen durch Auszubildende erfolgreicher sind.

Ein besonders wichtiges Instrument bleiben schulische Praktika. Lehrkräfte berichten, dass Praktika Jugendlichen realistische Einblicke ermöglichen und häufig der entscheidende Schritt zu einem Ausbildungsplatz sind. Der Bedarf an längeren Praktikumsphasen wird mehrfach hervorgehoben.

Beim Blick auf den regionalen Ausbildungsmarkt zeigt der Bericht ein weiterhin schwieriges Verhältnis zwischen Bewerberinnen und Bewerbern und verfügbaren Stellen. Zwar ist die Zahl der gemeldeten Ausbildungsplätze gestiegen; im bayerischen Vergleich bleibt Fürth jedoch deutlich im unteren Bereich zurück. Überhänge bestehen fast ausschließlich im Verkauf und Vertrieb, während in vielen anderen Berufsgruppen ein Mangel an Stellen herrscht.