Was aussieht wie ein Einsturz nach einem unterirdischen Rohrbruch, entpuppt sich bei näherem Hinsehen als Folge tierischer Bautätigkeit: In Cadolzburg hat ein Biber ein Erdloch direkt unter einem gepflasterten Gehweg gegraben – mitten im besiedelten Gemeindegebiet. Bürgermeisterin Sarah Höfler machte den Fall öffentlich und sorgt damit für Diskussionen rund um den Umgang mit dem streng geschützten Nager.
Der Biber – Symbol für die Rückkehr der Wildtiere und funktionierende Ökosysteme – sorgt in Cadolzburg aktuell für Ärger. Das Problem: Das besagte Erdloch befindet sich unter einem gepflasterten Gehweg, der täglich von Fußgängern genutzt wird. Die Gefahr eines plötzlichen Einbruchs war akut.
Die Bürgermeisterin betont, dass sie den Biber als faszinierendes und wichtiges Wildtier respektiert. Doch während der streng geschützte Nager in seiner natürlichen Umgebung wertvolle Arbeit für die Natur leistet, stößt sein Wirken in bewohntem Gebiet an Grenzen. Schäden wie das aktuelle Loch belasten die Haushalte der Kommunen, denn: Für Reparaturen auf Gemeindegrund kommt allein die Kommune auf.
Der Biber ist nach dem Bundesnaturschutzgesetz und der FFH-Richtlinie eine streng geschützte Art. Eingriffe, Umsiedlungen oder gar Bejagung sind ohne Ausnahmegenehmigung verboten. In Bayern ist die zuständige Behörde die Höhere Naturschutzbehörde an den Regierungen. Anträge zur Vergrämung oder Umsiedlung sind kompliziert und werden nur im Ausnahmefall genehmigt.
Höfler sieht daher dringenden Handlungsbedarf auf gesetzlicher Ebene: „Die gesetzlichen Vorgaben lassen uns kaum Spielraum“, schreibt sie. Zwar sei der Schutz des Bibers nicht verhandelbar, doch müsse auch die Sicherheit von Bürgern und die Infrastruktur einer Gemeinde gewährleistet sein.
In Cadolzburg will man laut Bürgermeisterin eine Balance finden – dort, wo es möglich ist, soll der Biber bleiben dürfen. Wo jedoch Gefahr für Menschen besteht oder Schäden erheblich sind, müsse reagiert werden dürfen. Eine Debatte, die vielerorts geführt wird: In ganz Bayern hat sich die Biberpopulation in den vergangenen Jahrzehnten stark erholt, was vermehrt zu Konflikten in Siedlungsnähe führt.